G-20-Gipfel in Hamburg:In Hamburg formiert sich der Widerstand

G20-Gipfel  -  ´Rote Flora"

Hier wohnen einige G-20-Gegner: das linksautonome Kulturzentrum Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel.

(Foto: dpa)

In einer Woche treffen sich die G 20 - ausgerechnet in Hamburg. Es ist, als hätten sie hier lange auf nichts anderes gewartet.

Von Holger Gertz, Hamburg

Wer sich in Hamburg aufhält in diesen Tagen, spürt die Spannung, die über der Stadt liegt. Geschäfte sichern ihre Schaufenster mit Spanplatten, überall Polizisten, gelegentlich der blecherne Klang von Stimmen aus Funkgeräten. Bald wird das Dauergeräusch von Polizeihubschraubern den Soundtrack der angespannten Lage komplettieren. In Hamburg ist Ausnahmezustand.

Am 7. und 8. Juli treffen sich in Hamburg die größten Industrienationen und Schwellenländer zum G-20-Gipfel, bereits ab diesem Wochenende gehen die Demonstrationen los. Sie heißen "Welcome to Hell" oder "G20 entern - Kapitalismus versenken" - schon diese Kampfbegriffe deuten darauf hin, dass die Demonstranten es ernst meinen. Natürlich werden viele Friedensbewegte auf die Straße gehen, aber auch Autonome haben sich angekündigt, der Schwarze Block: manche distanzieren sich von Gewalt ausdrücklich nicht.

Wie viel davon ist zeitgeistiger Revolution-Style?

Die Politiker tagen ganz in der Nähe des Schanzenviertels, seit Jahrzehnten Quartier und Lebensmittelpunkt von Alternativen und Linken. Hamburg mag, aus der Ferne betrachtet, unterkühlt rüberkommen: aber auch die Renitenz vieler Bewohner gehört zur Identität dieser Stadt. Ein Clash deutet sich an: Die Polizei hat 20 000 Polizisten aufgeboten, außerdem 140 Diensthunde, 110 Polizeipferde, elf Hubschrauber, 3000 Einsatzfahrzeuge.

In der Seite Drei-Reportage "Alles kurz und klein" äußern sich Aktivisten von heute und von früher, zum Beispiel die G-20-Kritikern Svenja Angenendt und auch Knut Nevermann, eine führende Figur bei den Studentenprotesten 1967. Es geht darum, wie sich Widerstand organisiert: wie viel wächst im Jahr 2017 aus echter Wut über erlebte Ungerechtigkeiten, wie viel davon ist zeitgeistiger Revolution-Style? Und, es geht auch um die ganz wesentliche Frage, ob nicht die Inhalte des Gipfels durch die Gewaltdebatte komplett überlagert werden.

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