Fußball:Anstoß am Anstoß

Montagsspiele zeigen: Es geht um Fernsehzuschauer und ums Geld.

Von Martin Schneider

In der Fußballbundesliga ist der Zuschauer vor dem Fernseher wichtiger geworden als der Fan im Stadion. Denn er bringt schlicht mehr Geld. Mit der Einführung des Montagsspiels riskieren die Klubs, dass womöglich künftig mehr Sitze in den Stadien leer bleiben. Manche Fans werden ihrem Verein nicht für ein Auswärtsspiel am Montag nachreisen können oder wollen. Vorbei ist die Zeit, als Bundesliga-Schauen eine Wochenendbeschäftigung war. Das Motto der Klubs lautet offenbar Fernbedienung statt Fahne - und Geld statt Fanliebe.

Mehr Anstoßzeiten bedeuten mehr exklusive Spiele, also mehr Sendeminuten, die viel Geld einbringen. Die Profiklubs haben die Übertragungsrechte von 2017 bis 2021 für sagenhafte 4,6 Milliarden Euro verkauft. Dafür muss man den Sendern allerdings auch etwas bieten und so übertragen in diesem Jahr erstmals zwei Pay-Kanäle verschlüsselt die Live-Spiele der Bundesliga, neben Sky auch Eurosport. Die Vereine sagen: Wir müssen das tun, sonst können wir mit den Ligen in Spanien und England finanziell nicht mithalten.

Die Montagsspiele sind ein weiteres Indiz, dass es im Fußball zunehmend in eine Richtung geht: An verschiedenen Stellen werden Prinzipien geopfert, um noch mehr Geld zu verdienen. Ins Bild passt, dass gerade diskutiert wird, ob in der Bundesliga künftig Investoren Vereine übernehmen dürfen. Dass gegen die Montagsspiele gerade treue Fans protestieren, sollte ein Anstoß sein, diese Entwicklung zu bremsen.

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