Furcht vor Anschlägen:USA warnen Bürger vor Terrorgefahr in Europa

Die USA mahnen Touristen und Geschäftsreisende wegen erhöhter Anschlagsgefahr in Europa zur Vorsicht. Ein amerikanischer TV-Sender nennt gar konkrete Ziele von Terroristen in Deutschland.

Die US-Behörden warnen amerikanische Staatsbürger vor Terrorgefahr in Europa. Al-Qaida und ähnliche Terrororganisationen planten weiterhin Anschläge, heißt es in einem am Sonntag veröffentlichten Reisehinweis des Außenministeriums. Es handele sich aber nicht um eine formelle Reisewarnung.

Galadiner des Zentralrats der Juden in Deutschland

SEK-Beamter vor dem Hotel Adlon in Berlin (Symbolbild): Das Edel-Etablissement am Brandenburger Tor steht angeblich auf der Abschussliste von Terroristen. Das behauptet zumindest ein amerikanischer Fernsehsender.

(Foto: dpa/dpaweb)

Die Regierung weist vor allem auf mögliche Anschläge im öffentlichen Personenverkehr hin. US-Bürger sollten im Bahn-, Flug- und Schiffsverkehr wachsam sein. Auch andere Orte, die von Touristen häufig besucht werden, könnten Ziele sein. In dem Reisehinweis werden keine einzelnen Länder genannt.

Vorab hatte ein Regierungsvertreter gesagt, man stehe in Kontakt zu mehreren europäischen Regierungen, um über einen verschärften Sicherheitshinweis zu beraten. Die Regierung habe vor, "die Amerikaner zu Reisen zu ermutigen, aber um Wachsamkeit zu bitten", hatte die Nachrichtenagentur AFP einen Regierungsvertreter vor der Entscheidung zitiert.

Die US-Behörden reagieren damit auf jüngste Hinweise auf geplante Anschläge. In der vergangenen Woche hatten vor allem amerikanische und britische Medien über Aussagen eines Deutsch-Afghanen berichtet, der von amerikanischen Ermittlern im US-Militärgefängnis Bagram in Afghanistan verhört worden sei. Demnach hätten kleinere Gruppen von Angreifern zeitgleich zahlreiche Geiseln in deutschen, französischen und britischen Städten nehmen sollen. Auch Selbstmordanschläge seien vorgesehen gewesen.

Der amerikanische Fernsehsender Fox News nannte das Hotel Adlon am Brandenburger Tor, den Fernsehturm am Alexanderplatz und den Hauptbahnhof in Berlin als mögliche Anschlagsziele von Terroristen in Deutschland. In Europa hätten Terrorkommandos den Eiffelturm und die Kathedrale Notre Dame in Paris im Visier, auch die britische Königsfamilie sei in Gefahr. Der Sender berief sich auf westliche Geheimdienstquellen, nannte jedoch keine weiteren Einzelheiten.

Das Bundesinnenministerium betont dagegen, es gebe keine Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge in Deutschland. Nach den Worten von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere gibt es keine Hinweise auf aktuell geplante Anschläge. Er habe sich am Montag von den Sicherheitsbehörden über die Lage in Kenntnis setzen lassen, sagte de Maiziere in Berlin. "Im Ergebnis liegen gegenwärtig keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge in Deutschland vor", sagte er. "Für Alarmismus besteht jedenfalls zurzeit keinerlei Anlass."

Gleichwohl bestehe eine abstrakte Gefährdung, da sich Deutschland im Zielkreuz des internationalen Terrorismus befinde. Schon seit dem Frühjahr gebe es Hinweise darauf, dass die Extremistenorganisation al-Qaida längerfristig Anschläge in den USA, Europa und Deutschland plane. Alle Informationen würden sorgfältig ausgewertet. De Maiziere betonte, die in einem amerikanischen Sender genannten möglichen Anschlagsziele seien schon seit mehr als zwei Jahren bekannt. Hierzu gebe es keinen neuen Sachstand.

Wolfgang Bosbach, der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, sieht trotz des Reisehinweises der USA keinen Grund zur Panik. "Das ist die amerikanische Reaktion auf die Kenntnisse, die wir hier in Europa schon seit geraumer Zeit haben", sagte der CDU-Politiker dem Kölner Stadt-Anzeiger. Es bestehe "kein Grund, die Sicherheitsmaßnahmen grundlegend zu verschärfen."

Derweil warnt auch die britische Regierung in ihren Reisehinweisen für Deutschland und Frankreich vor einer "hohen Bedrohung" durch terroristische Anschläge. Die Reisehinweise für Deutschland und Frankreich seien "aktualisiert" worden, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in London am Sonntag. Wie in "anderen großen europäischen Ländern", sei die Gefahr eines Terroranschlags in den beiden EU-Ländern derzeit groß.

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