Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Montagabend in Berlin der Fulbright-Preis 2018 verliehen worden. Die renommierte US-Stiftung, benannt nach dem verstorbenen Senator J. William Fulbright, ehrte Merkel als erste Frau an der Spitze einer deutschen Regierung. Sie zähle zu den mächtigsten Führungspersönlichkeiten weltweit und sei mit ihrem herausragenden Engagement für gegenseitiges Verständnis, internationale Zusammenarbeit und Frieden für "hunderte Millionen Frauen und Männer" eine Quelle der Inspiration, sagte die Laudatorin Christiane Amanpour, Auslandschefin des Senders CNN.
In einer überraschend leidenschaftlichen Rede beschwor Merkel die transatlantischen Beziehungen und die gemeinsame Verantwortung der Menschen weltweit. "Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel sind menschengemacht. Kriege und Krisen auch. Wir sollten also alles menschenmögliche unternehmen, die Herausforderungen anzugehen", sagte sie. Patriotismus heiße, eigene Interessen mit anderen Interessen zu denken.
Erstmals verlieh die Stiftung den mit 50 000 Dollar dotierten Preis außerhalb der USA. Vor Merkel hatten ihn Bill und Melinda Gates, Václav Havel, Jimmy Carter und Nelson Mandela erhalten. Theoretisch wäre es möglich gewesen, den Preis in der US-Botschaft und damit auf amerikanischem Boden zu verleihen. Es wäre interessant gewesen zu sehen, ob US-Botschafter Richard Grenell einen Gruß seines Chefs Donald Trump überbracht hätte. Tatsächlich erhielt Merkel den Preis, der sie im Grunde wegen ihres Einsatzes gegen das Gedankengut des US-Präsidenten ehrt, einen Steinwurf entfernt in einem Festsaal. Immerhin war Grenell anwesend.