Am Ende ging Alberto Fujimori als freier Mann. Am Dienstag ist der ehemalige peruanische Präsident und autoritäre Machthaber gestorben. 86 Jahre war er alt und schwer krank.
Fujimori war einer der umstrittensten Politiker in der jüngeren Geschichte Perus: Seine Anhänger verehren ihn, weil er dem südamerikanischen Land in den Neunzigerjahren einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung beschert hat – und gleichzeitig mit harter Hand zwei linke Guerilla-Gruppen bekämpfte. Seine Gegner werfen ihm allerdings vor, dass er dafür auch vor Menschenrechtsverbrechen nicht zurückschreckte und die demokratischen Institutionen im Land missachtete.
Wegen eines Bestechungsskandals musste Fujimori kurz nach der Jahrtausendwende zurücktreten. 2009 wurde er wegen der Gräueltaten während seiner ersten Amtszeit dann zu 25 Jahren Haft verurteilt. Weitere Prozesse folgten.
Fujimori aber zeigte nie Reue: „Ich habe nichts falsch gemacht“, erklärte er vor Gericht und viele Menschen in Peru standen weiter zu ihm. Es entstand eine eigene politische Strömung, der fujimorismo. Angeführt von seiner Tochter Keiko dominierte er über Jahrzehnte hinweg die Politik des südamerikanischen Landes.
Fujimori wuchs als Kind japanischer Einwanderer auf
Gleichzeitig klagte der frühere Machthaber immer wieder über seinen angeblich schlechten Gesundheitszustand und forderte eine Begnadigung. 2017 wurde diese gewährt, offiziell aus humanitären Gründen. Kritiker aber sagen, diese sei vor allem deshalb zustande gekommen, weil die Anhänger Fujimoris wenige Tage zuvor dem damaligen peruanischen Präsidenten geholfen hatten, ein Amtsenthebungsverfahren zu überstehen. Proteste brachen aus und rund ein Jahr später musste Fujimori zurück in Haft.
Vergangenen Dezember dann kam der damals 85-Jährige endgültig frei. Möglich war dies durch eine umstrittene Entscheidung des Obersten Gerichts. Fujimori wurde aus der Haft entlassen, mit Beatmungsgerät und einem Schlauch unter der Nase. Ein halbes Jahr später gab seine Tochter Keiko dann bekannt, dass ihr Vater immerhin so weit wieder zu Kräften gekommen sei, dass er beschlossen habe, bei den kommenden Präsidentschaftswahlen anzutreten. Ob diese Kandidatur rechtlich überhaupt möglich gewesen wäre, ist unklar. Mit dem Tod von Alberto Fujimori hat sich diese Frage aber nun ohnehin erübrigt.
In Peru wird er wohl auch weiterhin in Erinnerung bleiben. Seine Geschichte ist auch die eines wundersamen Aufstiegs: Alberto Fujimori soll am 28. Juli 1938 geboren worden sein, dem peruanischen Unabhängigkeitstag. Seine Eltern waren japanische Einwanderer und als Kind wuchs Fujimori in einfachen Verhältnissen auf. Er studierte Agraringenieurwesen und Mathematik und wurde schließlich Universitätsrektor.
Ende der Achtzigerjahre war er den meisten Peruanern vor allem als bebrillter Professor aus einer Fernsehshow bekannt. Als Fujimori dann aber bei den Präsidentschaftswahlen 1990 antrat, schaffte er es überraschend in die Stichwahl und siegte letztendlich sogar gegen den eigentlichen Favoriten, den Schriftsteller und späteren Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa.
Seine Politik wird Peru auch nach seinem Tod beeinflussen
Anfang der Neunzigerjahre befand sich Peru in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Inflation war vierstellig, dazu verübten linksextremistische Guerillagruppen Terroranschläge. Hatte Fujimori im Wahlkampf noch eine umsichtige und sozialverträgliche Wirtschaftspolitik versprochen, machte er nach seinem Amtsantritt genau das Gegenteil. Aber die neoliberalen Reformen hatten Erfolg: Die peruanische Wirtschaft erholte sich, Investoren strömten ins Land.
1992 wurde dann auch noch Abimael Guzmán verhaftet, der Anführer der marxistisch-maoistischen Terrorgruppe „Leuchtender Pfad“. Und 1997 stürmte eine Einheit der peruanischen Armee die japanische Botschaft in Lima und beendete so ein mehr als 100 Tage dauerndes Geiseldrama.
Für Fujimori waren diese Erfolge von größter Bedeutung: Er hatte 1992 den Kongress aufgelöst und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Trotz zunächst großer Kritik aus dem Ausland konnte er sich aber an der Macht halten. 1995 wurde er wiedergewählt, ebenso 2000, diesmal aber war die Wahl von Betrugsvorwürfen begleitet. Als dann wenige Wochen nach Beginn seiner dritten Amtszeit auch noch ein massiver Bestechungsskandal an die Öffentlichkeit kam, floh der Präsident nach Japan, von wo er per Fax seinen Rücktritt einreichte.
Über Jahre versuchte die peruanische Justiz eine Auslieferung durchzusetzen, ohne Erfolg. Als Fujimori 2005 allerdings nach Chile reiste, wurde er dort verhaftet und schließlich in Peru vor Gericht gestellt. 25 Jahre Haft bekam er wegen des Einsatzes von Todesschwadronen, dazu wurden ihm weitere Morde angelastet, Korruption und der Befehl zu tausendfachen Zwangssterilisierungen zumeist an indigenen Frauen.
Am Dienstag gab Fujimoris Tochter Keiko bekannt, ihr Vater sei in ihrem Haus in der Hauptstadt Lima gestorben. „Vielen Dank für alles, Papa!“, schrieb sie auf ihrem Profil auf X. Der Leichnam soll nun in einem Museum in Lima aufgebahrt werden, bevor er dann am Samstag bestattet wird.
Selbst über seinen Tod hinaus, da sind sich die meisten Peruaner sicher, wird Alberto Fujimori weiter die Politik des Landes beeinflussen. Seine Tochter Keiko, heißt es, wolle sich bei den nächsten Wahlen für die Präsidentschaft bewerben.