Führungsstreit bei der Linken:Die Frau an ihrer Seite

Lafontaine ist raus, Bartsch noch drin. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass sein Platz in der Führungsspitze sicher ist. Denn jetzt wollen auch die linken Frauen Parteichefs werden, wenn möglich ohne Mann. Doch auch bei den weiblichen Linken kann nicht jede mit jeder. Wer passt zusammen, wer nicht, und wer könnte die Partei im Alleingang retten? Stimmen Sie ab!

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Führungsstreit bei der Linken:Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht

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Quelle: SZ

Lafontaine ist raus, Bartsch noch drin. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass sein Platz in der Führungsspitze sicher ist. Denn jetzt wollen auch die linken Frauen Parteichefs werden, wenn möglich ohne Mann. Doch auch bei den weiblichen Linken kann nicht jede mit jeder. Wer passt zusammen, wer nicht.  Stimmen Sie ab!

Viele Genossen an der Basis wünschen sich das Duo Wagenknecht/Bartsch an der Parteispitze: Frau und Mann, Protagonisten der konkurrierenden Parteiflügel - das würde die Partei endlich versöhnen, heißt es. Eine solch heile Linken-Welt war bisher undenkbar: Bartsch und Wagenknecht sind schon seit sehr, sehr langer Zeit Gegner. Sie propagieren gänzlich unterschiedliche Wege: Er will die Linke auf Pragmatismus trimmen und so regierungsfähig machen. Sie will an grundsätzlichen Standpunkten nicht rütteln und gegen die SPD opponieren - bis die der Linken entgegenkommt.

Wagenknecht beteuerte bislang, für eine Doppelspitze mit Bartsch nicht zur Verfügung zu stehen. Bartsch sagt zwar, er wäre bereit, mit Wagenknecht die Linke zu übernehmen. Allerdings hält sein Umfeld eine solche Konstellation für völlig unpraktikabel: Beide "können einfach nicht miteinander". Nun, da Wagenknechts Lebensgefährte Oskar Lafontaine seine Ambitionen auf den Chefsessel zurückgezogen hat, ist diese Variante realistischer geworden: Vielleicht raufen sich Bartschisten und Lafontainisten doch noch zusammen, nach dem Motto: Bevor ganz andere die Partei übernehmen, versuchen wir es miteinander.

(odg)

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Führungsstreit bei der Linken:Dietmar Bartsch und Katharina Schwabedissen

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Quelle: dpa / dapd

Katharina  Schwabedissen war die erste Frau der Linken, die die weibliche Doppelspitze überhaupt ins Gespräch brachte: "Wir sind nicht das schmückende Beiwerk", sagte sie im Gespräch mit der taz im Hinblick auf die linken Frauen. Und so kandidiert die Bielefelderin jetzt ebenfalls. Als Bundesvorsitzende wird sie nicht das schmückende Beiwerk eines Mannes sein wollen. Und schon gar nicht von Dietmar Bartsch. Dessen Streit mit Oskar Lafontaine um den Parteivorsitz hatte sie kritisiert als "Streit zwischen Männern, die offenbar ausklammern, dass es um mehr geht als den Parteivorsitz". Nein, Schwabedissen will mit einer Frau an ihrer Seite die Partei führen - und zwar mit Katja Kipping.

(arie)

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Führungsstreit bei der Linken:Katja Kipping und Katharina Schwabedissen

Die Linke - Schwabedissen und Kipping kandidieren

Quelle: dpa

Das Team Schwabedissen/Kipping gilt derzeit als aussichtsreiche Kombination. Beide sind politisch unverbraucht und könnten frischen Schwung in die Altherrenpartei bringen. Die zwei jungen Frauen betonen zwar ihre politischen Differenzen - sehen darin aber für ihre gemeinsame Kandidatur die größte Chance. Die 34-jährige Kipping könnte mit ihren ökopazifistischen Positionen vor allem um Jungwähler buhlen. Die fünf Jahre ältere Schwabedissen würde mit ihrem evangelischen Hintergrund sogar bürgerliche Nuancen in die Partei tragen. Den beiden kommt außerdem zugute, dass sie  sowohl den Westen mit Schwabedissen, als auch den Osten vertreten.

Gegen die zwei Frauen spricht höchstens, dass sie der Parteilinken zu gemäßigt erscheinen könnten. Sowohl Kipping als auch Schwabedissen gelten als moderat. In ihrer gemeinsamen Kandidatur sprechen sie sich explizit gegen eine autoritäre Linke aus.

(thos)

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Führungsstreit bei der Linken:Sahra Wagenknecht und Katharina Schwabedissen

Pressekonferenz der Linken in Nordrhein-Westfalen

Quelle: dapd

Katharina Schwabedissen hat bereits Erfahrung mit einer weiblichen Doppelspitze: Im NRW-Wahlkampf trat sie an der Seite von Sahra Wagenknecht auf. Zum Wiedereinzug in den Landtag reichte es dennoch nicht - und Schwabedissen kündigte an, wieder als Krankenschwester arbeiten zu wollen. Daraus wird es jetzt wohl erstmal nichts.  Sahra Wagenknecht hat bisher kein Interesse am Bundesvorsitz gezeigt. Sie und Schwabedissen würden den Ost-West-Proporz erfüllen. Doch zwei radikale Frauen an der Spitze werden dem gemäßigten Flügel nicht gefallen.

(arie)

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Führungsstreit bei der Linken:Dietmar Bartsch und Sabine Zimmermann

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Quelle: dpa / Deutscher Bundestag / Lichtblick/Achim Melde

Sabine Zimmermann war die erste Frau, die ihre Kandidatur für einen der beiden Chefposten ankündigte. Ihre Entscheidung begründete die sächsische Bundestagsabgeordnete damit, dass sie "weitere unwürdige innerparteiliche Querelen" vermeiden wolle. Die Linke habe die Hoffnungen ihrer Wähler "bislang bitter enttäuscht", kritisierte Zimmermann.

Nachdem die Sächsin ihren Namen in die Runde geworfen hatte, sprach vieles für die Kombination Zimmermann/Lafontaine: Sie aus dem Osten, er aus dem Westen. Außerdem hatte die 51-Jährige bereits vor ihrer Kandidatur klar signalisiert, wem sie den männlichen Part in der Parteiführung zutraut: "Oskar Lafontaine ist derjenige unter unseren Politikern, der die größte Erfahrung und Autorität besitzt, um die Partei wieder auf die Erfolgsspur zurückzuführen." Doch nun ist Lafontaine raus. Und zwei Ostler an der Spitze würden den Ausschluss der Westlinken bedeuten. Über die mögliche Zusammenarbeit mit Bartsch lässt sie nicht mehr verlauten, als dass sie sich mit ihm gut verstehe.

(arie)

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Führungsstreit bei der Linken:Katja Kipping und Janine Wissler

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Quelle: dpa

Beide Frauen, beide jung, einmal Bundespolitik, einmal Landespolitik, einmal Ost und einmal West: Die Sächsin Katja Kipping und die Sächsin Janine Wissler würden einander ergänzen, ziemlich links sind sie beide. Kipping ist stellvertretende Bundesvorsitzende, dringt vehement auf ein bedingungsloses Grundeinkommen und ist engagiert bei der Roten Hilfe, einem Verein, der in Verfassungsschutzberichten auftaucht. Wissler führt die Linken-Fraktion im Wiesbadener Landtag und ist unter anderem Mitglied im trotzkistischen Netzwerk Marx 21. Dem eher pragmatisch orientierten Ost-Genossen könnte dieses Duo zu links sein - und außerdem zu jung: Wissler kam 1981, Kipping 1978 zur Welt.

(odg)

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Führungsstreit bei der Linken:Katrin Lompscher und Sahra Wagenknecht

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Quelle: dapd / getty

Mit Katrin Lompscher und Sahra Wagenknecht könnten sich sowohl Reformer als auch Parteilinke anfreunden. Die 50-jährige Lompscher war von 2006 bis 2011 Gesundheitssenatorin in Berlin und gilt als Ost-Reformerin. Bisher ist sie bundespolitisch aber kaum in Erscheinung getreten. Den größten Wirbel um ihre Person gab es, als sie den Besitz von bis zu 15 Gramm Haschisch in Berlin unter Straffreiheit stellte. Mit Sahra Wagenknecht als Gegenpart zur gemäßigteren Lompscher würde das Duo aber ausreichend politisches Gewicht bekommen.

(thos)

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Führungsstreit bei der Linken:Carola Bluhm und Katharina Schwabedissen

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Quelle: dapd

Carola Bluhm hat Katharina Schwabedissen eine Erfahrung voraus: Sie regierte schon mal - als Sozialsenatorin in der Berliner Landesregierung. Die 49 Jahre alte Berlinerin Bluhm ist zu DDR-Zeiten in die SED eingetreten, seit der Wende mischt sie in der Landespolitik in führenden Funktionen mit. Ihr Profil passt aus Proporzsicht auf den ersten Blick gut zu der West-Biographie der zehn Jahre jüngeren Katharina Schwabedissen, die über die WASG in die Linke kam und Landesvorsitzende in NRW ist.

Inhaltlich dürften die beiden Frauen allerdings weit auseinanderliegen: Während Bluhm die Berliner Landespolitik unter SPD und Linke mitgetragen hat, setzt Schwabedissen darauf, keine linken Kernpositionen zu räumen: Im SZ-Interview vor der NRW-Wahl kritisierte Schwabedissen sogar explizit die rot-roten Senatsjahre in Berlin. Noch ein generelles Manko dieses Duos: Beide Frauen wären Neulinge auf der bundespolitischen Bühne. Schwabedissen hat ohnehin erklärt, wer ihre Traumpartnerin als Co-Chefin wäre: Sie kandidiert mit Katja Kipping.

(odg)

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Führungsstreit bei der Linken:Dietmar Bartsch und Janine Wissler

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Quelle: dpa

Ob gegen Nazis, Fluglärm oder den Kapitalismus - Janine Wissler ist  bei Demonstrationen immer ganz vorn mit dabei. Zuletzt bei Blockupy in Frankfurt. Die 31-Jährige gehört zu den radikalen Linken. Kein Wunder also, dass ihr Wunschkandidat für den Parteivorsitz Oskar Lafontaine war: "Ich glaube, es wäre gut, wenn er das machen würde", so Wissler im Gespräch mit dem Hessischen Rundfunk. Die Hessin selbst möchte nicht für den Bundesvorsitz kandidieren, da sie in ihrer Heimat als Fraktionsvorsitzende und Landtagsabgeordnete ausgelastet sei. Da nun wohl nur noch Dietmar Bartsch als männlicher Gegenpart übriggeblieben ist, mag ihr die Lust auf eine Kandidatur zusätzlich vergangen sein. Auch wenn beide den Ost-West-Proporz erfüllen würden, ist ihr der derzeitige Bundesgeschäftsführer wahrscheinlich viel zu brav.

(arie)

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Führungsstreit bei der Linken:Caren Lay und Sabine Zimmermann

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Quelle: dpa / Deutscher Bundestag / Lichtblick/Achim Melde

Caren Lay und Sabine Zimmermann, das wäre eine Vernunftlösung. Beide stehen zwar für den pragmatischeren Flügel der Partei, aber dafür würde das Duo dem Ost-West-Proporz der Partei gerecht. Zwar saßen beide Frauen für eine Weile im Sächsischen Landtag, aber im Gegensatz zu Zimmermann wuchs Lay im Westen auf.

Der Parteilinken dürfte die Kombination Lay/Zimmermann aber kaum gefallen. Lay engagiert sich im libertären und undogmatischen Spektrum ihrer Partei. Sabine Zimmermann sagte bei ihrer Kandidatur, sie komme sowohl mit Oskar Lafontaine als auch mit Dietmar Bartsch gut aus.

(thos)

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Führungsstreit bei der Linken:Dagmar Enkelmann und Katharina Schwabedissen

Die Linke - Schwabedissen und Kipping kandidieren

Quelle: dpa

Erfahrung trifft Verve, so könnte man die Kombination Dagmar Enkelmann und Katharina Schwabedissen anpreisen. Enkelmann macht seit der Wendezeit Politik, bekleidete den Posten einer stellvertretenden Parteichefin und fungiert derzeit als parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion. Den Regionalproporz würden die Brandenburgerin Enkelmann und die aus Nordrhein-Westfalen stammende Schwabedissen erfüllen. Allerdings hat Enkelmann bereits erklärt, dass sie gerne einen Mann im Vorsitz haben möchte: den Pragmatiker Dietmar Bartsch. Neben dieser klaren Positionierung trennt sie noch ein weiterer Punkt von der Genossin aus dem Westen: Schwabedissen will mit Katja Kipping die Führung übernehmen. Und vorher sprach sie sich für "junge Leute" an der Parteispitze aus - Enkelmann wird 56.

(odg)

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Führungsstreit bei der Linken:Gregor Gysi solo

Gysi profitiert von Beruf als Rinderzüchter

Quelle: dpa

Nachdem sich Gregor Gysi lange für Lafontaine als Parteichef ausgesprochen hatte, ging er zuletzt auf Konfrontationskurs zu seinem ehemaligen Partner.

Eigene Ambitionen auf den Vorsitz hat Gysi nicht - dabei wäre er einer, auf den sich die Genossen einigen könnten. Es wäre Gysis dritte Rettung der Partei: Während der Wendezeit übernahm er den Vorsitz der SED und sorgte für ihr Überleben in den Jahren nach der Wiedervereinigung als PDS. 2005 bildete er - trotz gesundheitlicher Einschränkungen - zusammen mit Lafontaine die Linke. Gemeinsam führten sie die Partei stärker denn je in den Bundestag. Das einst enge Verhältnis zu Lafontaine hat in der letzten Zeit gelitten, von einem Streit während des NRW-Wahlkampfes ist die Rede. Tritt Gysi in diesen Tagen vor Mikrofone, wird vor allem eines deutlich: Der Mann ist genervt von dem Machtgerangel.

(odg)

© Süddeutsche.de/arie/olg/thos/mikö/ehr
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