Westerwelle und die FDP:Von der Krönung bis zur Krise

Nach den Wahlen diskutieren die Liberalen über ihre Spitze: Guido Westerwelle spielt auf Zeit. Es ist die schwerste Krise der FDP, seit er vor zehn Jahren Parteichef wurde. Die Höhen und Tiefen seiner Karriere - interaktiv.

Der FDP-Chef tritt zunächst einmal kräftig auf die Bremse. Vorschnelle Entscheidungen würden nur als "Blitzableiter" dienen, mahnt Guido Westerwelle wenige Stunden nach dem Wahldebakel. Stattdessen sollen die Liberalen nach den herben Verlusten bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einen "geordneten und überlegten Diskussionsprozess" führen.

Erst am 11. April, wenn sich in Berlin die Spitzen von Partei und Landesverbänden treffen, wird darüber beraten, welches Team die FDP in Zukunft führen soll. Richtig ernst wird es dann Mitte Mai, wenn die Liberalen beim Parteitag in Rostock ihre neue Spitze wählen.

Aber die internen Debatten über das Führungspersonal haben längst begonnen. Nicht nur inhaltlich muss sich die FDP sortieren, auch personell muss sich die Partei neu aufstellen - darin sind sich viele Mitglieder nach dem katastrophalen Wahlsonntag einig: In Rheinland-Pfalz sind die Liberalen aus dem Landtag geflogen, in ihrem Stammland Baden-Württemberg verloren sie mehr als fünf Prozentpunkte und schafften nur knapp den Einzug.

Westerwelle schloss einen Rücktritt vom Parteivorsitz bislang aus: "Wenn Sie Verantwortung haben, haben Sie Verantwortung", sagte er nach den Wahlen. Erst am 11. April will er jedoch bekanntgeben, ob er in Rostock wieder kandidiert. Ein "Königsmörder", der den Parteichef vom Thron stoßen könnte, ist noch nicht auszumachen.

Seit knapp zehn Jahren führt Westerwelle die Liberalen. Im Mai 2001 wird der damals 39-jährige Rheinländer zum Vorsitzenden gekürt - als jüngster Parteichef, den die FDP je hatte. Wenig später muss Westerwelle seine Partei durch die erste Krise manövrieren: die Antisemitismus-Debatte um Jürgen W. Möllemann. Es folgen Niederlagen und Lichtblicke: 2009 gelingt der FDP unter Westerwelle bei der Bundestagswahl mit 14,6 Prozent ein Rekordergebnis.

Nach elf Jahren Opposition kommen die Liberalen wieder an die Regierung - doch vom Höhepunkt der Zustimmungswerte geht es fortan stetig bergab. Verfolgen Sie in der interaktiven Graphik von sueddeutsche.de das Auf und Ab der Liberalen in den Zustimmungswerten beim ZDF-Politbarometer und lesen Sie nach, wie die FDP unter Westerwelle in die Krise stürzte. Hinter den roten Punkten verbergen sich Ereignisse, die die Ära Westerwelle entscheidend prägten. Fahren Sie mit dem Mauszeiger über die Graphik, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Klicken Sie auf die roten Punkte, um weitere Informationen zu bekommen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: