Führungsdebatte in der Union:Union stimmt sich auf Opposition ein

Deutschlandtag der Jungen Union

Die Union dürfe nie wieder "von nur einem Gesicht abhängig" sein, fordert Ralph Brinkhaus, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

CDU und CSU dürften "den Stolz nicht verlieren", fordert Fraktionschef Ralph Brinkhaus beim Jahrestreffen der Jungen Union.

Von Jana Stegemann, Münster

Nach der verlorenen Bundestagswahl stimmt sich die CDU auf ihre Rolle als Oppositionspartei ein. "Man kann ja hinfallen, aber jetzt kommt es darauf an, wieder aufzustehen", sagte Ralph Brinkhaus, Chef der Bundestagsfraktion von CDU und CSU, auf dem Deutschlandtag der Jungen Union (JU) in Münster. "Wir haben eine Wahl verloren, sollten aber unseren Stolz nicht verlieren. Ich werde nicht in den Plenarsaal kriechen." Brinkhaus bedankte sich ausdrücklich bei Angela Merkel für die vergangenen 16 Jahre als Bundeskanzlerin. Er sagte aber auch: "Wir als Union dürfen nie wieder abhängig sein von nur einem Gesicht." JU-Chef Tilman Kuban hatte zuvor angekündigt, nach der verlorenen Wahl dürfe "kein Stein auf dem anderen bleiben".

Das Jahrestreffen der Nachwuchsorganisation von CDU und CSU war mit 317 Delegierten und 1000 Teilnehmern die erste große Präsenzveranstaltung der Union nach der Wahlniederlage. Es geriet zur Abrechnung mit dem Unions-Spitzenpersonal und dem gescheiterten Kanzlerkandidaten Armin Laschet, der seinen Rückzug als CDU-Chef in Aussicht gestellt hat. "Viele Wähler haben der Union wegen des Personalangebots die Stimme nicht gegeben", schrieb der JU-Bundesvorstand in seiner Wahlanalyse. Brinkhaus sagte: "Die Menschen wollten nicht, dass unser Spitzenkandidat Bundeskanzler wird. Es tut mir leid für Armin Laschet. Er ist ein guter Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen und ein anständiger Mensch."

Laschet selbst gab sich bei seinem Auftritt in Münster gelöst und selbstkritisch, er übernahm die Verantwortung für das Wahlergebnis. "Ich stimme in nahezu allem zu - was mich betrifft und was den Wahlkampf betrifft." Applaus und viele Respektsbekundungen schlossen sich seiner Rede an. "Enttäuschend" fanden Kuban und andere Delegierte hingegen, dass CSU-Chef Markus Söder kurzfristig seine Teilnahme abgesagt hatte - vor allem weil sich die JU seinerzeit für ihn als Kanzlerkandidaten ausgesprochen hatte.

Mit Spannung erwartet worden war am Freitagabend der Auftritt von Friedrich Merz, der als Anwärter auf die Parteispitze gilt. Doch seine Rede konnte die Delegierten nicht überzeugen; am Samstag sagte Kuban, es brauche "vor allem mehr junge, frische und unverbrauchte Köpfe in der Parteispitze".

Die Auftritte von Gesundheitsminister Jens Spahn und Wirtschaftspolitiker Carsten Linnemann waren hingegen gefeiert worden. Außenpolitiker Norbert Röttgen saß im Publikum. Den Abschluss des Schaulaufens potenzieller Parteivorsitzender bildete der Auftritt von Brinkhaus, der zunächst für ein halbes Jahr die Bundestagsfraktion weiter führen soll.

Die traditionell kritischen JU-Delegierten griffen vor allem die Generalsekretäre von CDU und CSU, Paul Ziemiak und Markus Blume, scharf an. "Ihr beide habt es zu verantworten, dass im Bundestagswahlkampf die Jusos und Olaf Scholz geschlossener waren als CDU und CSU", sagte der Vorsitzende der NRW-JU, Johannes Winkel. "Das ist eine absolute Frechheit."

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