Führungsdebatte in der Linkspartei:Gysi orakelt über Rückkehr Lafontaines

Lesezeit: 2 min

"Er ist im Saarland unterfordert": Linksfraktionschef Gysi spekuliert über eine Rückkehr Oskar Lafontaines in eine führende Rolle im Bundestag. Vizechefin Wagenknecht warnt jedoch vor einer Personaldebatte in der Fraktion - seit Monaten debattiert die Partei darüber, wer ihr künftig vorstehen soll.

Linksfraktionschef Gregor Gysi schlägt eine Führungsrolle für Oskar Lafontaine im Bundestag vor. Der Saarländer könne "selbstverständlich" wieder eine hohe Position in der Fraktion übernehmen, sagte Gysi der Nachrichtenagentur dapd. Damit verstärkte er die Spekulationen über eine Rückkehr Lafontaines in die Bundespolitik. Fraktions- und Parteivize Sahra Wagenknecht dagegen sagte, eine Führungsdebatte bringe die Partei jetzt nicht weiter.

Standen vier Jahre gemeinsam an der Spitze der Bundestagsfraktion der Linkspartei: Oskar Lafontaine und Gregor Gysi. (Foto: dapd)

Gysi betonte sein gutes Verhältnis zu Lafontaine. "Noch nie haben Sie etwas von mir gegen ihn gehört, umgekehrt genauso wenig", sagte er. In seiner derzeitigen Position als Fraktionschef im Saarland sei Lafontaine "ein bisschen unterfordert", sagte Gysi. Eine Rückkehr des 68-Jährigen an die Parteispitze erklärte er jedoch für unwahrscheinlich.

Wagenknecht sagte zu den Gerüchten, der saarländische Fraktionschef habe sich "erfreulicherweise in den letzten Monaten wieder verstärkt in die Bundespolitik eingebracht, was von sehr vielen Mitgliedern begrüßt wird". Die 41-Jährige, die am Ersten Weihnachtsfeiertag an der Seite ihres Lebensgefährten Oskar Lafontaine in Saarlouis auftrat, forderte ihre Partei jedoch auf, eine erneute Führungsdebatte zu vermeiden. Es wäre für viele Menschen "schlicht nicht nachvollziehbar", dass die Linke mitten in der europäischen Krise "nichts Besseres zu tun hat, als Personaldiskussionen zu führen", sagte sie.

Zu möglichen eigenen Ambitionen auf den Parteivorsitz sagte sie: "Ich habe zwei wirklich zeitaufwendige Funktionen als stellvertretende Vorsitzende sowohl in der Partei als auch in der Fraktion. Ich will jetzt alles dafür tun, dass ich diese Funktionen gut ausfülle."

Gysi und Wagenknecht gegen Mitgliederentscheid

Die Linke wählt im Sommer 2012 auf einem Parteitag in Göttingen eine neue Führungsspitze. Gysi will aber schon vorher zu einer Entscheidung kommen: "Wir haben noch bis Mitte Januar Zeit, eine entsprechende Lösung zu finden", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Man sollte sich in einem gewissen Kreis verständigen." Damit sei man die Personaldiskussion los. Ein solches Verfahren zieht Gysi genauso wie Wagenknecht einem Mitgliederentscheid vor.

"Es hat sich gezeigt, dass die große Mehrheit der Landesverbände eine solche Mitgliederbefragung zur Parteispitze ablehnt, denn sie würde uns jetzt monatelang zur Selbstbeschäftigung zwingen", sagte sie.

Die Linke wird seit Mai 2009 von der umstrittenen Doppelspitze Gesine Lötzsch und Klaus Ernst geführt. Ihre Kandidatur haben bisher nur Lötzsch und Vizefraktionschef Dietmar Bartsch erklärt.

Der Landesvorsitzende der Berliner Linken, Klaus Lederer, spricht sich ebenfalls für einen Personalwechsel an der Spitze der Bundespartei aus. "Wenn Landesverbände mit 25 Prozent der Mitglieder einen Mitgliederentscheid zur Wahl der Vorsitzenden wollen, zeigt das doch, dass sie sich gegenwärtig in der Führung nicht genügend repräsentiert fühlen", sagte er dem Tagesspiegel.

Die Linke brauche eine "breite Führung, die vertrauensvoll miteinander arbeitet, weiblicher, moderner, jünger". Lederer sprach sich zudem dafür aus, dass Ex-Parteichef Lafontaine und Fraktionschef Gregor Gysi Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2013 werden. "Oskar Lafontaine wird gebraucht, er ist ein politisches Schwergewicht", sagte er zur Begründung.

Auch die Fraktionschefin der hessischen Linken, Janine Wissler, sprach sich unterdessen für eine Rückkehr Lafontaines in die Bundespolitik aus. "Natürlich wünsche ich mir, dass Oskar Lafontaine wieder eine größere Rolle spielt", sagte Wissler in einem Interview der Nachrichtenagentur dapd. Lafontaine und ebenso seine neue Partnerin Sarah Wagenknecht seien "wichtige Personen" in der Linkspartei. Wagenknecht gebe gerade in der Finanz- und Wirtschaftskrise "die richtigen Antworten". Und ohne Lafontaine "wäre das Projekt Linke nicht möglich gewesen", fügte Wissler hinzu.

© dapd/dpa/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: