Friedensvermittlung in Ägypten:"Die Gewählten sind im Gefängnis"

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Auf die Frage, warum es nun besser laufe, sagte McCain kürzlich in einem Interview: "Wir haben uns alle geändert. Auch ich habe mich sicher verändert." In seiner zweiten Amtszeit denke jeder Präsident an sein Erbe, fügte er mit Blick auf Obama hinzu, und er sei sich sicher, dass diese Tatsache nun auch eine Rolle spiele.

Obama wiederum erklärte, er schätze McCain dafür, dass er auch mal gegen den Willen der eigenen Partei handle. Der Vietnamkriegsveteran sei einer von wenigen Republikanern, die sich für etwas einsetzten und nicht nur gegen alles seien, was die Demokraten vorschlügen, so der Präsident. Zudem hat McCain Erfahrung mit heiklen Auslandsmissionen: Er war bereits zu Zeiten des Bürgerkriegs in Libyen, um sich mit den Rebellen zu treffen. Im Mai reiste er zu Gesprächen mit der Opposition nach Syrien und forderte ein stärkeres Engagement der USA. Obama weiß, dass McCain ungemütlich werden kann, aber auch Kompromisse erarbeiten möchte.

Allerdings agierte McCain in Ägypten nicht sonderlich diplomatisch, wo er und Graham eine klare Botschaft vertraten. Sie trafen unter anderem den Vize-Präsidenten Mohammed ElBaradei und Armeechef Abdul Fattah al-Sisi.

Sie forderten ein Ende der Gewalt und schnelle Neuwahlen, das Militär solle die Macht wieder abgeben. "Die Verantwortlichen sind nicht gewählt", sagte Graham in Kairo, "die Gewählten sind im Gefängnis". "Wenn Sie glauben, Legitimität durch Gewalt herstellen zu können, liegen Sie falsch", ergänzte McCain. Und: "Es ist ein großer Irrtum zu glauben, mit Gefangenen verhandeln zu können." Die Muslimbrüder forderten die US-Politiker auf, nicht weiter auf die Wiedereinsetzung Mursis als Präsident zu hoffen.

Rambo-Diplomatie kommt nicht gut an

Trotz der klaren Worte haben sich die beiden dagegen ausgesprochen, die Militärhilfen einzustellen. Das sei "das falsche Signal zur falschen Zeit", sagte McCain. Er und Graham hatten vergangene Woche im Senat gegen ein von Republikanern initiiertes Gesetz gestimmt, dass einen Stopp der Gelder bewirken sollte - obwohl sie das Eingreifen des ägyptischen Militärs als Putsch werten. Graham wünschte sich von der Armeeführung "schnell Fortschritte", um die kritischen Stimmen in den USA zu besänftigen.

Ob Obama den Friedensverhandlungen in Ägypten und seiner Regierung mit der Entsendung von McCain und Graham einen Gefallen getan hat, scheint nun allerdings fraglich. Das wohl erhoffte Zeichen, dass die beiden großen US-Parteien eine ähnliche Position in der Ägypten-Politik vertreten, wurde durch McCains Enten-Vergleich ad absurdum geführt.

Die Rambo-Diplomatie der Republikaner kam vor Ort offenbar gar nicht gut an. Die ägyptische Regierung reagierte recht ungehalten ob der deutlichen Worte, wie die staatliche Zeitung Al-Ahram berichtet. Ein Sprecher warf McCain demnach vor, er verdrehe die Fakten. "Seine plumpen Statements sind in Form und Inhalt inakzeptabel", sagte er weiter. Die Regierung hat die internationalen Vermittlungsbemühungen, bei denen sich auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton engagiert hatte, für gescheitert erklärt.

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