Friedensnobelpreis:Peking bemüht Konfuzius

Vor der Verleihung des Friedens-Nobelpreises in Oslo verhängt die chinesische Führung ein striktes Ausreiseverbot für Dissidenten und schlägt zurück: mit ihrem eigenen "Konfuzius-Friedenspreis".

Zwei Tage bevor der chinesische Dissident Liu Xiaobo in Abwesenheit den Friedensnobelpreis verliehen bekommt, macht die Führung seines Heimatlandes mit einem eigenen Friedenspreis auf sich aufmerksam: Der "Konfuzius-Friedenspreis" soll erstmals verliehen werden - und zwar an den früheren taiwanesischen Vizepräsidenten Lien Chan.

Friedensnobelpreis: Einen Tag vor der Nobelpreis-Verleihung demonstrierten Anhänger des Preisträgers Liu Xiaobo in Hongkong. Zum ersten Mal seit 75 Jahren wird weder der Preisträger noch einer seiner Stellvertreter den Preis in Oslo entgegennehmen können.

Einen Tag vor der Nobelpreis-Verleihung demonstrierten Anhänger des Preisträgers Liu Xiaobo in Hongkong. Zum ersten Mal seit 75 Jahren wird weder der Preisträger noch einer seiner Stellvertreter den Preis in Oslo entgegennehmen können.

(Foto: AFP)

Die Ankündigung folgt auf die Empörung der chinesischen Führung über die Entscheidung des Nobelpreiskomittess, die renommierte Auszeichnung an den Dissidenten Liu Xiaobo zu vergeben. Die Regierung bezeichnete den 54-jährigen Inhaftierten als Verbrecher und erklärte die Wahl zum Versuch des Westens, Chinas Aufstieg zu stoppen.

Lius Anhänger wurden als "Clowns" verunglimpft und eine Kampagne gestartet, andere Länder zum Boykott der Friedensnobelpreis-Zeremonie am Freitag zu bewegen. Bislang wollen 19 Staaten dem Aufruf folgen, darunter Russland, Venezuela und Iran. Zuletzt kündigte Serbien an, der Zeremonie fernzubleiben. Die EU reagierte prompt auf die Absage des Beitritts-Aspiranten: "Wir sind sehr enttäuscht, von dieser möglichen Entscheidung Serbien zu hören", sagte eine Kommissionssprecherin. "Wir würden natürlich erwarten, dass ein Land, dass der Europäischen Union beitreten will, die Werte der Europäischen Union voll und ganz teilt."

Weder der Preisträger noch seine Frau werden an der Zeremonie teilnehmen können: Liu Xia steht in ihrer Pekinger Wohnung unter Hausarrest. Zudem haben die chinesischen Behörden ein weitreichendes Reiseverbot für Regimekritiker und ihre Familien verhängt. Nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International dürfen mehr als 200 Personen nicht ins Ausland reisen, stehen unter Hausarrest oder wurden festgenommen.

Preisträger aus Taiwan

Die Idee für einen eigenen chinesischen Friedenspreis wurde erstmals am 17. November durch den Bericht einer Boulevardzeitung der Kommunistischen Partei öffentlich. Nun schickte ein Komitee für den "Konfuzius-Friedenspreis" der Nachrichtenagentur AP die Entscheidung über den ersten Preisträger. Lien Chan soll demnach für seinen Einsatz ausgezeichnet werden, "eine Brücke zwischen dem Festland und Taiwan" zu bauen.

Allerdings wollte sich eine in Liens Büro telefonisch erreichte Mitarbeiterin dazu nicht äußern, weil sie nichts über diesen Preis wisse. Der Vorsitzende des Komitees, Tan Changliu, sagte, sein Gremium sei keine amtliche Einrichtung, arbeite aber eng mit dem Kulturministerium zusammen.

Er räumte ein, dass der mit 11.300 Euro dotierte Preis noch keine große internationale Anerkennung genieße. "Das muss allmählich wachsen", sagte Tan. "Wir hoffen, dass die Leute glauben werden, dass der Preis globale Bedeutung hat."

Zuletzt wurde 1935 dem Pazifisten Carl von Ossietzky vom Nazi-Regime verboten, nach Norwegen zu reisenm, um den Friedensnobelpreis entegegenzunehmen.

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