Die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo wird in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Sie wird damit für ihren Einsatz für eine Welt frei von Atomwaffen geehrt und auch dafür, dass sie durch Zeitzeugen-Aussagen demonstriert hat, dass solche Waffen nie wieder eingesetzt werden sollten. Das gab das norwegische Nobelkomitee in Oslo bekannt. Man habe die Organisation noch nicht erreichen können, um ihr von der Auszeichnung zu berichten, sagte der neue Vorsitzende des Komitees, Jørgen Watne Frydnes, bei der Preisbekanntgabe am Freitagvormittag.
Nihon Hidankyo wurde 1956 von Überlebenden der beiden Atombombenabwürfe der USA über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki gegründet. Zum einen, um Druck auf die japanische Regierung auszuüben, die Opfer besser zu unterstützen. Zum anderen setzen sich die Überlebenden, die sogenannten Hibakusha, seit Gründung ihrer landesweiten Organisation für die Abschaffung aller Atomwaffen in der Welt ein.
In Zeiten von Nahostkonflikt, Ukraine-Krieg und Dutzenden weiteren gewalttätigen Konflikten in der Welt hatte sich in diesem Jahr vor der Preisbekanntgabe kein klarer Favorit auf den Friedensnobelpreis abgezeichnet. Nominiert waren diesmal insgesamt 286 Kandidatinnen und Kandidaten, unter ihnen 197 Persönlichkeiten und 89 Organisationen. Das waren deutlich weniger als in den Vorjahren. Die Namen der Nominierten werden von den Nobel-Institutionen traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.

In dieser Woche sind bereits die Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur bekannt gegeben worden. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften. All diese Nobelpreise werden traditionell in Stockholm vergeben, der Friedensnobelpreis als einziger in Oslo.
Die Nobelpreise – außer der Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften – gehen auf den Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurück. An dessen Todestag am 10. Dezember werden sie allesamt feierlich überreicht, der Friedenspreis dabei wieder als einziger in Oslo statt in Stockholm. Pro Kategorie sind die Auszeichnungen in diesem Jahr mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen (fast 970 000 Euro) verbunden.
Das sind die Friedensnobelpreisträger der vergangenen Jahre
2023: Narges Mohammadi

2023 ging der Preis an Narges Mohammadi – für ihren „Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen in Iran“ sowie ihren „Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle“. Entgegennehmen durfte die 52-Jährige die Auszeichnung nicht, weil sie im Gefängnis saß.
2022: Ales Bjaljazki

In der Auszeichnung für den inhaftierten belarussischen Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki, die Menschenrechtsorganisation Memorial aus Russland und das ukrainische Center for Civil Liberties sahen Experten 2022 auch ein Signal an Kremlchef Wladimir Putin, den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko und andere Autokraten.
2021: Maria Ressa und Dmitrij Muratow

Die Journalisten Maria Ressa und Dmitrij Muratow wurden 2021 für ihre Bemühungen geehrt, die Meinungsfreiheit auf den Philippinen und in Russland zu verteidigen. Ressa prangerte als Chefin der Online-Nachrichtenagentur Rappler seit Jahren die brutalen Methoden des damaligen philippinischen Machthabers Rodrigo Duterte an. Muratow war lange Chefredakteur der regimekritischen russischen Zeitung Nowaja Gaseta.
2020: UN-Welternährungsprogramm

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen wurde 2020 für seine Bemühungen im Kampf gegen den Hunger und zur Verbesserung der Friedensbedingungen in Konfliktgebieten ausgezeichnet.
2019: Abiy Ahmed

Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed erhielt den Preis 2019 für seine Bemühungen für Frieden und internationale Zusammenarbeit und vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea. Die Vergabe zeigt jedoch auch das Problem, wenn aktive Politiker ausgezeichnet werden. In den Jahren nach der Ehrung versank das Land wieder im Bürgerkrieg, und Abiy Ahmed trug wenig zur Deeskalation bei.