Verleihung in Oslo:Friedensnobelpreis 2018: Diese Kandidaten werden diskutiert

Die Nominierung von Donald Trump stellt sich als ungültig heraus, dafür kann der türkische Journalist Can Dündar auf die Aufzeichnung hoffen. Eine Übersicht.

Wladimir Putin: Friedensstifter fern der Heimat?

1 / 10
(Foto: dpa)

Die Beschränkung der Versammlungs- und Meinungsfreiheit, die Krim-Annexion und die Stigmatisierung von NGOs im eigenen Land hin oder her - für die Intervention im Syrienkrieg sehen einige Befürworter den russischen Präsidenten Putin als nächsten Friedensnobelpreisträger. Erneut - er war 2017 schon einmal nominiert. Sollte er es wieder nicht schaffen, kann er sich an einer anderen Friedensauszeichnung erfreuen: Wegen seiner Verdienste als "großer Anführer des Friedens" in Syrien hat ihn Venezuela bereits mit dem erstmals vergebenen Hugo-Chávez-Friedenspreis ausgezeichnet.

Moon Jae-in und Kim Jong-un: Freunde großer Symbolik

2 / 10
(Foto: dpa)

Mit den drei Treffen der beiden koreanischen Staatschefs in diesem Jahr stieg die Hoffnung einer ernsthaften Annäherung der verfeindeten Länder. So wurden auch die Rufe nach einem Friedensnobelpreis jedes Mal lauter und nun tauchen die Koreaner auch in den Wettlisten der Buchmacher auf. Skepsis bleibt dennoch: Dass die nukleare Bedrohung tatsächlich sinkt, wird bezweifelt, weil die Versprechungen sehr vage geblieben sind. Außerdem können die beiden nicht wegen der Treffen nominiert worden sein, die Vorschlagsfrist endete am 1. Februar, die Treffen aber fanden erst später statt.

Angela Merkel: Flüchtlingskanzlerin

3 / 10
(Foto: dpa)

Nicht zu spät dran war die Nominierung von Angela Merkel: Sie ist wieder für ihre Flüchtlingspolitik vorgeschlagen worden und damit eine der 216 Einzelpersonen von den insgesamt 331 Kandidaten in diesem Jahr. Nach dem Satz "Wir schaffen das" im Spätsommer 2015 stand Merkel für eine humane Politik in Aslyfragen, für die sie Zuspruch aus aller Welt erhielt. Inzwischen hat sich die Euphorie teils in deutliche Ablehnung gewandelt. Dass sich Merkel trotzdem gegen Abschottung ausspricht, wird ihr wiederum als Stärke ausgelegt und macht sie für das neue Rennen um den mit etwa 870 000 Euro dotierten Preis interessant.

Donald Trump: Kämpfer gegen Raketen

4 / 10
(Foto: dpa)

Mal hieß es, er sei nominiert, dann wieder doch nicht. Fest steht, eine Nominierung für 2018, die Bürger abgegeben hatten, wurde abgelehnt, so teilte es das Osloer Friedensforschungsinstitut Prio mit. Vorschläge dürfen nur Mitglieder einer Regierung oder eines Parlaments, Regierungschefs, Friedensforscher oder frühere Preisträger abgeben. Der Vorschlag von Republikanern und rechtspopulistischen norwegischen Abgeordneten kam nach der ersten Nominierung offenbar zu spät. Bei den Buchmachern findet man Trump trotzdem noch als Kandidaten. Wohl, weil er sich für eine Entspannung auf der Koreanischen Halbinsel eingesetzt und ein Treffen zwischen den Staatsschefs von Nord- und Südkorea auf den Weg gebracht hat. Dass er den Preis bekommt, halten Experten aber ohnehin für sehr unwahrscheinlich, zu umstritten ist sein politisches Auftreten.

Abiy Ahmed: Der äthiopische Barack Obama

5 / 10
(Foto: REUTERS)

Eigentlich würde viel für den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed sprechen: Seit er es im Juli 2018 geschafft hat, zwischen seinem Land und dem Nachbarn Eritrea die Aussöhnung einzuleiten, wird sein Name immer wieder genannt. In dem Konflikt waren Tausende Menschen umgekommen. Dass er in weiser Voraussicht noch vor der Frist im Februar nominiert wurde, ist aber fraglich, eher könnte er 2019 ausgezeichnet werden.

Can Dündar: Verfechter der Pressefreiheit

6 / 10
(Foto: AFP)

Dem türkischen Journalisten Can Dündar werden gute Chancen eingeräumt. Er ist zum wiederholten Mal nominiert und setzt sich für die Pressefreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung insbesondere in der Türkei ein. Früher war er Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet, mittlerweile lebt er in Deutschland im Exil. Zuletzt ist Dündar aber durch Abwesenheit aufgefallen: Der Pressekonferenz von Kanzlerin Angela Merkel und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan blieb er fern, weil die Konferenz sonst wohl geplatzt wäre. Die Auszeichnung würde die Türkei, die den Journalisten als Spion bezeichnet, wohl als Provokation auffassen. Dass sich das Nobelpreiskomitee davon beeindrucken lässt, ist aber unwahrscheinlich, 2010 hatte das Komitee auch den chinesischen Systemkritiker Liu Xiaobo ausgezeichnet.

Peschmerga-Truppen: Umstrittene Wegbereiter des Friedens

7 / 10
(Foto: AFP)

Weil sie die Terrormiliz "Islamischer Staat" in Syrien und Irak bekämpft, hat der norwegische Abgeordnete der rechtspopulistischen Fortschrittspartei, Himanshu Gulati, die irakisch-kurdischen Peschmerga-Truppen für den Preis vorgeschlagen. In der Zeitung Verdens Gang betonte er, dass sie Zehntausende Jesiden im Sindschargebirge gerettet hätten. Amnesty International hingegen bezeichnete einzelne Operationen der Streitkräfte als "Kriegsverbrechen": Sie hätten arabische Dörfer zerstört und die Bevölkerung vertrieben, hieß es. Ob ein solcher Vorwurf bei dem Nobelpreiskomitee gut ankommt, ist fraglich.

Flüchtlingshilfswerk der UN: Beständiger Krisenhelfer

8 / 10
(Foto: dpa)

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) ist bereits zweimal mit dem begehrten Friedenspreis ausgezeichnet worden, allerdings liegt dies bereits viele Jahre zurück: 1954 erhielt die Organisation den Preis für "bahnbrechende Arbeit zur Unterstützung von europäischen Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg". Später half das UNHCR weltweit Flüchtlingen, Rückkehrern und Binnenvertriebenen und erhielt dafür den Preis 1981 erneut. Angesichts der heutigen Migrationsbewegungen wäre eine erneute Auszeichnung denkbar, allerdings hat bislang nur das Rote Kreuz den Nobelpreis dreimal erhalten.

Olga Sadowskaja und das "Komitee zur Verhinderung von Folter": Lichtblick der Zivilgesellschaft

9 / 10
(Foto: AP)

Das "Komitee zur Verhinderung von Folter" zählt zu den großen Unbekannten in der Reihe der Favoriten und wäre eine Anerkennung zivilgesellschaftlicher Aktivitäten in Russland. Die NGO wurde 2000 im russischen Nischni Nowgorod gegründet. Olga Sadowskaja ist für sie als Menschenrechtsanwältin tätig und wurde dafür von Unbekannten mit dem Tod bedroht. Wie viele Organisationen dieser Art wurde das Komitee als "ausländischer Agent" registriert, obwohl es angab, dass die Spender aus Russland kommen.

Denis Mukwege: Hoffnungsträger für Vergewaltigungsopfer

10 / 10
(Foto: Hugues Honore/AFP)

Der Gynäkologe Denis Mukwege behandelt seit den Neunzigerjahren in der Demokratischen Republik Kongo Mädchen und Frauen, die vergewaltigt wurden und kämpft öffentlichkeitswirksam gegen sexuelle Gewalt. In Zeiten von Metoo könnte der Arzt eine naheliegende Wahl sein. Für sein Engagement hat er bereits den alternativen Nobelpreis und den Sacharowpreis der EU bekommen. Für ihn spricht auch, dass er als Einzelperson ausgezeichnet werden würde, nachdem im vergangenen Jahr mit Ican noch ein Organisationsbündnis für die Abschaffung von Atomwaffen prämiert worden war.

© SZ.de/clli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: