Die Journalistin Maria Ressa und der Journalist Dmitrij Muratow gewinnen den Friedensnobelpreis 2021. Das teilte das norwegische Nobelkomitee in Oslo mit. Sie erhalten die Auszeichnungen für ihre Bemühungen, die Meinungsfreiheit auf den Philippinen und in Russland zu verteidigen. "Zugleich stehen sie für alle Journalisten, die sich für dieses Ideal einsetzen in einer Welt, in der Demokratie und Pressefreiheit zunehmend gefährdet sind", sagte die Vorsitzende des Komitees Berit Reiss-Andersen.
Als Journalistin und Leiterin von Rappler, einem digitalen Medium für investigativen Journalismus, nutze Ressa die Pressefreiheit, um "Machtmissbrauch, Gewaltanwendung und wachsenden Autoritarismus" auf den Philippinen aufzudecken. Rappler fokussiere seine Berichterstattung auf die umstrittene, tödliche Anti-Drogen-Kampagne von Präsident Rodrigo Duterte, deren Opferzahl so hoch sei, dass sie einem Krieg gegen die eigene Bevölkerung gleichkomme. Zugleich dokumentierten Ressa und Rappler, wie die sozialen Netzwerke für die Verbreitung von Falschinformationen, zur Verunglimpfung von Gegnern und Manipulierung des öffentlichen Diskurses genutzt würden.
SZ Magazin Philippinen:"Wenn ein Schlägertyp hinter einem her ist, bringt es nichts davonzulaufen"
Der philippinische Präsident Duterte bekämpft die Presse. Die Journalistin Maria Ressa recherchiert trotz Morddrohungen und diverser Haftbefehle weiter. Das SZ-Magazin hat vor einem Jahr mit ihr gesprochen.
In einer ersten Reaktion sagte Ressa, Journalismus sei nie so wichtig gewesen wie heute. "Der Nobelpreis wird uns Kraft geben den Kampf weiterzuführen." Ressa ist als Neunjährige mit ihren Eltern in die USA gezogen. Von 1988 bis 2005 leitete sie CNN-Büros, erst in Manila (Philippinen), dann in Jakarta (Indonesien). Sie ist die 18. Frau, die den Friedensnobelpreis gewonnen hat.
Dmitrij Muratow gehörte 1993 zu den Gründern der Zeitung Nowaja Gaseta, deren Chefredakteur er von 1995 bis 2017 war. Die Nowaja Gaseta sei eine der wichtigsten unabhängigen Zeitungen in Russland, erklärte die Komitee-Vorsitzende. Seit der Gründung seien sechs dort angestellte Journalistinnen und Journalisten getötet worden, darunter die 2006 ermordete Anna Politkowskaja. "Trotz der Drohungen und Gefahren hat Muratow immer an der Unabhängigkeit seiner Zeitung festgehalten." Sein faktenbasierter Journalismus sei eine wichtige Quelle für Informationen über die russische Gesellschaft. So veröffentlich der 59-Jährige regelmäßig Artikel zu Korruption, Polizeigewalt, Wahlbetrug oder den Einsatz russischer Soldaten in Russland sowie im Ausland.
Die Nobelpreise sind mit zehn Millionen schwedischen Kronen (etwa 980 000 Euro) pro Kategorie dotiert. Der Friedensnobelpreis gilt als die renommierteste politische Auszeichnung der Welt. 329 Kandidaten - 234 Persönlichkeiten und 95 Organisationen - waren diesmal für ihn nominiert worden. Das ist die drittgrößte Nominiertenzahl jemals.
Als aussichtsreiche Kandidaten galten vor der Bekanntgabe die führende Klimaaktivistin Greta Thunberg und die Bewegung Fridays for Future, aber auch die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Auch die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, der russische Kremlkritiker Alexej Nawalny und Aktivisten aus Hongkong wurden als mögliche Preisträger genannt.
Der Friedensnobelpreis wird als einziger der Preise nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet. Verliehen werden die Auszeichnungen traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896). Willy Brandt als letzter deutscher Preisträger war 1971 für seine Ostpolitik ausgezeichnet worden, die zur Entspannung im Kalten Krieg beigetragen hatte.
Das sind die Friedensnobelpreisträger der vergangenen Jahre: