Friedensnobelpreis 2010:Favorisierte Friedensbringer

Wer bekommt in diesem Jahr den Friedensnobelpreis? Der chinesische Dissident, die Menschenrechtlerin aus Afghanistan, die russische Anwältin oder doch Einheitskanzler Helmut Kohl? Stimmen Sie über die Favoriten ab.

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Friedensnobelpreis 2010:Liu Xiaobo

Liu Xiaobo

Quelle: dpa

Bei der Entscheidung über den Friedensnobelpreis liefern sich jedes Jahr prominente Kandidaten ein enges Rennen. Über die Favoriten wird auch in diesem Jahr heftig spekuliert. Die Mitglieder des Nobel-Komitees sind zu strenger Geheimhaltung verpflichtet, mischen mit kryptischen Kommentaren in der Gerüchteküche allerdings heftig mit. sueddeutsche.de hat aktuelle Anwärter und Dauerkandidaten zusammengetragen - stimmen Sie über Ihren Favoriten ab!

Ganz oben auf der Liste möglicher Friedensnobelpreisträegr steht Liu Xiaobo. Der chinesische Schriftsteller und Literaturprofessor wurde für kritische Texte im vergangenen Jahr zu elf Jahren Haft verurteilt. Xiaobo hatte zudem die Charta 08 mit verfasst. In dem Manifest forderten Intellektuelle und Menschenrechtler demokratische Reformen und traten für die Meinungsfreiheit ein. Offiziell lautete sein Vergehen: "Anstachelung zur Untergrabung der Staatsgewalt". Xiaobo werden auch deswegen große Chancen attestiert, weil der tschechische Ex-Präsident Vaclav Havel und der Dalai Lama zu seinen Fürsprechern zählen.

Wie ernst die Entscheidungen des Nobelpreiskomitees genommen werden, zeigte eine Äußerung Chinas vorab der Preisvergabe: Vizeaußenministerin Fu Ying warnte, dass Lius Ehrung als "unfreundlicher Akt" aufgefasst und negative Konsequenzen für die chinesisch-norwegischen Beziehungen haben werde. Dass der Komiteesekretär Geir Lundestad diesen Vorstoß publik machte, gilt in Oslo als deutliches Signal für die Eigenständigkeit des Komitees.

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Friedensnobelpreis 2010:Hu Jia

Hu Jia, AFP

Quelle: AFP

Xiaobo ist nicht der einzige Chinese, der Chancen auf die Auszeichnung hat: Sein Landsmann Hu Jia ist Chinas prominentester Menschenrechtler und wurde 2009 zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Er trat für Aids-Kranke und die Religionsfreiheit ein. 

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Friedensnobelpreis 2010:Sima Samar

SIMA SAMAR FORDERT MEHR ENGAGEMENT FÜR FRAUEN IN AFGHANISTAN

Quelle: DPA/DPAWEB

Auch eine ehemalige afghanische Ministerin ist in diesem Jahr unter den Favoriten: Die Frauenrechtlerin Sima Samar arbeitete schon während der sowjetischen Besatzungszeit als Ärztin in Flüchtlingslagern. Während der Herrschaft der Taliban setzte sie sich weiter für die medizinische Versorgung insbesondere von Frauen und Kindern ein. Ein Jahr lang war sie Ministerin für Frauenangelegenheiten, ab 2001 Mitglied im Kabinett von Präsident Hamid Karzai, seit 2002 sitzt sie der afghanischen Menschenrechtskommission vor.

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Friedensnobelpreis 2010:Helmut Kohl

Helmut Kohl

Quelle: dpa

Auch der Mann der deutschen Wiedervereinigung ist zum wiederholten Mal unter den Nominierten. Dem Bericht eines norwegischen TV-Senders zufolge rangiert Altkanzler Helmut Kohl in diesem Jahr ganz vorne auf der Favoritenliste.

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Friedensnobelpreis 2010:Lidija Jussupowa

AFP

Quelle: AFP

Auch sie hat sich in den vergangenen Jahren als Daueranwärterin für den Friedensnobelpreis etabliert: Die russische Menschenrechtlerin Lidija Jussupowa. Als eine der ersten hat sich die Anwältin für die Einhaltung der Menschenrechte in Tschetschenien stark gemacht. Fast ein wenig besser auf sie denn auf Altkanzler Kohl würde zumindest die Andeutung von Komiteechef Thorbjørn Jaglan passen. Würde eine Einzelperson ausgezeichnet, sagte Jaglan der Zeitung Drammens Tidende, müsse sie auch einen Kampf durchgestanden haben. Es gehe nicht um "Friedensarbeit vom Schreibtisch".

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Friedensnobelpreis 2010:Bono

The RFK Center Ripple Of Hope Awards Dinner - Arrivals

Quelle: AFP

Eigentlich macht er mit der Band U2 Musik, mittlerweile ist er zum Kandidat für den Friedensnobelpreis aufgestiegen: Bono. Zu seinen Hauptanliegen gehören die Eindämmung von Aids sowie der Schuldenerlass für Länder der Dritten Welt.

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Friedensnobelpreis 2010:Bob Geldof

?One Young World?-Konferenz in London

Quelle: dpa

Mit Bob Geldof gibt es noch einen singenden Dauerbewerber für den Friedensnobelpreis. Seit mehr als 20 Jahren sammelt der Ire mit seinem Projekt "Band Aid" Geld gegen Hungersnöte und setzt sich zusammen mit seinem Musikerkollegen Bono für den Schuldenerlass der Länder der Dritten Welt ein. Er hat 2010 mehr Konkurrenz denn je: Mit 237 Kandidaten hat die Nominiertenliste einen neuen Rekord erreicht.

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Friedensnobelpreis 2010:Europäische Union

Flaggen vor Europa-Parlament Straßburg

Quelle: ag.dpa

Der Preisträger muss nicht unbedingt aus Fleisch und Blut sein: Unter den Nominierten finden sich auch 28 Organisationen, unter anderem der Sondergerichtshof für Sierra Leone und der in Norwegen ansässige Exil-Sender Voice of Burma. Möglicherweise darf sich auch die Europäische Union Hoffnungen machen: Sie hätte den Preis schon längst verdient, meinte Geir Lundestad, der Chef des Osloer Nobelinstitutes. "Abgesehen davon, dass Mahatma Gandhi nie den Preis bekommen hat, ist die EU das größte Versäumnis des Komitees", sagte Lundestad einem TV-Sender.

© sueddeutsche.de/mati/jobr
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