Friedensmissionen:UN-Soldaten missbrauchten Kinder

Displaced Sudanese women walk past an armoured personnel carrier (APC) of United Nations-African Union Mission in Nyala, southern Darfur

Blauhelmsoldaten in Darfur - oftmals sollen die Friedenstruppen die Not der Bevölkerung ausgenutzt haben.

(Foto: REUTERS)

Soldaten der Vereinten Nationen sollen sich in zahlreichen Fällen an Frauen und Minderjährigen vergangen haben. Die Anzahl dieser Vergehen ist gestiegen.

In mindestens 69 Fällen sollen sich UN-Soldaten im vergangenen Jahr des sexuellen Missbrauchs und der Ausbeutung schuldig gemacht haben. Darunter seien allein 22 Fälle in der Zentralafrikanischen Republik, sagte ein ranghoher UN-Vertreter. Zudem gebe es dort neue Vorwürfe in fünf Fällen, an denen Militärs und Polizisten aus dem Kongo, dem Senegal, dem Niger, Marokko sowie Bangladesch beteiligt sein sollen.

Unter den Opfern sind demnach sechs Minderjährige. Dass Blauhelmsoldaten sich auf Friedensmissionen an der Bevölkerung vergehen, ist seit Jahren bekannt. Zuletzt dokumentierte ein UN-Bericht die Aussagen zahlreicher Frauen auf Haiti. Im Tausch gegen Nahrungsmittel oder Medikamente hatten Soldaten der Vereinten Nationen die Frauen zu sexuellen Handlungen genötigt.

Zum ersten Mal seit fünf Jahren sei die Zahl der Vorwürfe wieder gestiegen, sagte Anthony Banbury, stellvertretender Generalsekretär für den Außendienst. Mit den Tränen kämpfend versprach er, sexuellen Missbrauch durch UN-Friedenstruppen auszumerzen. "Die Vereinten Nationen tun alles Mögliche, um die Opfer zu unterstützen, Verantwortung und Gerechtigkeit walten zu lassen." So soll es künftig ein öffentliches Register über entsprechende Ermittlungen und Verfolgung durch diejenigen Mitgliedstaaten geben, die Truppen bereitstellen. Ein im Februar erscheinender Bericht von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu dem Thema wird erstmals die Länder namentlich nennen, deren Truppen solcher Verbrechen beschuldigt werden. Zudem soll diese Liste im Internet veröffentlicht und mit dem Stand ihrer jeweiligen Ermittlungen laufend aktualisiert werden.

Nach UN-Richtlinien sind die Länder für die strafrechtliche Verfolgung von Delikten, die ihre Militärangehörigen im Dienst begehen, allein verantwortlich. Einen regelmäßigen UN-Bericht über beschuldigte Länder gibt es bisher nicht. Zudem finden Opfer teils nie heraus, ob die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden. Selbst wenn es seitens der UN "hohe Erwartungen" an die Länder gibt, Fortschritte bei der Verfolgung zu melden, bleibt es ihnen selbst überlassen, ob sie Bericht darüber erstatten.

In den vergangenen Monaten sind besonders häufig Missbrauchsvorwürfe gegen Soldaten in der Zentralafrikanischen Republik laut geworden. Religiöse Konflikte haben dort Tausende das Leben gekostet und nach UN-Angaben rund 470 000 Menschen zur Flucht in die Nachbarländer Kamerun, Tschad und Kongo gezwungen. Die Zentralafrikanische Republik zählt zu den ärmsten Ländern der Welt.

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