Friedenskonferenz in Genf:Vielleicht ein Anfang

Die Friedenskonferenz in Genf war kein Erfolg. Aber auf einen Durchbruch hatte auch kaum einer gehofft. Es ist schon viel damit erreicht, dass sich die Gegner im Syrienkonflikt in knapp zwei Wochen wieder zusammensetzen wollen.

Ein Kommentar von Tomas Avenarius

Selbst eine Schweigeminute kann obszön wirken. Das gemeinsame Gedenken der syrischen Kriegsgegner bei ihrer "Friedenskonferenz" in Genf an die 130 000 Toten des Bürgerkriegs hatte eine solche Anmutung. Schließlich ging das Töten während der Gespräche weiter und wird auch jetzt, nach dem Ende der ersten Runde, nicht aufhören.

Genf war kein Erfolg. Aber auf einen Durchbruch hatte auch kaum einer gehofft. Es ist schon viel damit erreicht, dass sich die Gegner in knapp zwei Wochen wieder zusammensetzen wollen. Sie beschreiten damit einen Weg, der langsam, vielleicht erst in Jahren zu einem Ende des Tötens führen könnte. Derzeit herrscht militärisch ein Gleichgewicht der Kräfte, Frieden ist fast unmöglich. Aber das kann sich ändern. Geschickte Diplomatie und erfolgreiche Verhandlungen leben von feinsten Veränderungen.

Wenn die Kräfteverhältnisse sich verschieben oder bestimmte Personen die Bühne verlassen, eröffnet sich vielleicht die Chance für den entscheidenden Kompromiss. Das Hoffen auf Einsicht oder das plötzliche Ableben von Präsident Baschar al-Assad alleine werden dafür allerdings nicht reichen. Syrien brennt auch, weil fremde Mächte den Konflikt befeuern. Ironischerweise sind es genau die Mächte, deren Vertreter in Genf zusammen mit Kriegsparteien nach Frieden suchen - und bei der Schweigeminute ganz besonders betroffen gewirkt haben dürften.

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