Fremdenfeindlichkeit:Benzin für Brandstifter

Gewalt gegen Flüchtlinge wächst nicht nur in Sachsen.

Von Matthias Drobinski

Ja, die Bilder sind abscheulich und widerlich: Eine hasserfüllte Meute vor einem Flüchtlingsheim, verängstigte Menschen im Bus, hilflose Polizisten davor. Oder: Betrunkene Gaffer feiern vor einem brennenden Haus, das Flüchtlingsunterkunft hätte werden sollen. Zu Recht ist die Empörung groß bei Politikern wie Bürgern. Nur darf diese Empörung nicht zur rituellen wie folgenlosen Begleitklage der wachsenden fremdenfeindlichen Gewalt werden.

Die Gewalt wächst ja nicht nur irgendwo im tiefen Sachsen, wo sie ihre Wurzeln in der Fremdenfeindschaft der DDR und dem Staatsmisstrauen ihrer Bürger hat, gedüngt mit Verliererzorn, begossen mit ziemlich viel Alkohol. Die Gewalt wird auch befeuert von dem Bürgerkriegsgerede, das sich im Angesicht der Flüchtlingskrise im Land ausgebreitet hat. Wer von einer Invasion spricht, wer den Zorn anfachen und die Temperatur im Land erhöhen will, der darf sich nicht wundern, dass es brennt. Der hat den Brandstiftern das Benzin geliefert.

Nicht nur den Grapschern und Dieben von Köln fehlt die Integration in die demokratische Kultur des Landes, die fehlt auch manchen Einheimischen. Deren Gewalt darf so wenig verharmlost werden wie die Gewalt mancher Flüchtlinge. Und auch wer Angela Merkels Flüchtlingspolitik kritisch gegenübersteht, sollte diesen Typen klar machen: Ihr seid nicht das Volk, ihr seid das Pack.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: