Freihandel:Wie einst im Jahre 1930

Der künftige US-Präsident Trump hat angekündigt, das Handelsabkommen TPP kippen zu wollen. Noch schädlicher wären Strafzölle auf bestehende Importe. Schottet Trump die USA wirklich ab, könnte der protektionistische Wettlauf die Welt an den Abgrund führen.

Von Alexander Hagelüken

Als in den USA im Jahr 1930 der Unmut über ausländische Importe wuchs, unterzeichnete der Präsident den Smoot Hawley Act. Das Gesetz, initiiert von zwei Parlamentariern aus Oregon und Utah, erhöhte die Zölle auf ausländische Produkte drastisch. Wirtschaftsnationen überall auf der Erde reagierten sofort und sperrten ihrerseits Importe aus. Am Ende führte (unter anderem) dieser protektionistische Wettlauf dazu, dass der globale Handel bis 1933 auf ein kümmerliches Drittel schrumpfte. Smoot Hawley war eine fatale Entscheidung, sie trug zur Eskalation der Weltwirtschaftskrise bei, die Millionen Menschen die Arbeit nahm und Diktatoren an die Macht verhalf.

Nun schickt sich Donald Trump an, den Smoot Hawley der Gegenwart zu geben. Im Wahlkampf versprach er, Importe aus China und Mexiko mit drastischen Zöllen zu belegen. Nun kündigt er als ersten protektionistischen Schritt an, das Handelsabkommen TPP mit elf asiatisch-pazifischen Nationen zu stoppen. Der Vertrag war ein Herzensanliegen von Barack Obama, seine Dimension lässt sich durch ein paar Zahlen erahnen: Der Vertrag sollte 18 000 Handelshemmnisse für eine Gruppe von Ländern wegräumen, die 40 Prozent aller Waren der Erde produzieren.

Trumps Handelspolitik hat alle Zutaten für eine Katastrophe

Den Protektionismus haben dem neuen Präsidenten Außenseiter-Ökonomen wie Peter Navarro souffliert, der mit der Schrift "Tod durch China" berüchtigt wurde. Meint es Trump ernst? Seine Ansage, TPP schon am ersten Tag seiner Amtszeit zu kippen, lässt wenig Spielraum für Zweifel. Noch schädlicher als der Verzicht auf künftige Handelserleichterungen wie TPP wären die angekündigten Strafzölle à la Smoot Hawley auf bereits bestehende Importe. Schottet Trump die USA wirklich ab und antworten die anderen Nationen entsprechend, wird der Erdball kaum wiederzuerkennen sein. Die Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre bietet nur ein Beispiel dafür, wie protektionistische Wettläufe in den Abgrund führen. Heute sind die Nationen stärker verflochten als damals. Das Münchner Ifo-Institut schätzt, eine Welle von Strafzöllen würde die US-Wirtschaft um kaum fassbare zehn Prozent einbrechen lassen. Einen solchen Absturz könnte Trump nicht mal mit dem schuldenfinanzierten Ausgabenstrohfeuer auffangen, das er der Welt ebenfalls androht.

Wer sich gegen Protektionismus verwahrt, ignoriert damit übrigens nicht die unzufriedenen Wähler in den USA und anderswo. Trumps Sieg demonstriert ja den Unmut über stagnierende Einkommen und wachsende Ungleichheit. Diesem Unmut müssen Politiker auch in Europa begegnen, indem sie die Früchte der Globalisierung fair verteilen: mehr an Mittelschicht und Wenigverdiener, weniger an Reiche. Protektionisten wie Trump dagegen helfen den Unzufriedenen nicht. Sie fällen nur die Bäume, auf denen die Früchte wachsen. Erst Industrialisierung und freier Handel bescherten den Menschen im Westen nach Jahrhunderten der Armut den Wohlstand, den sie heute für selbstverständlich halten.

Wie weit Trump den Protektionismus treiben wird, lässt sich noch nicht sagen. Doch schon seine ersten Aussagen verstören. Verträge wie TPP und TTIP, über Jahre ausgehandelt, versprechen das Wachstum der Zukunft. Darauf verzichtet Trump, was im Fall von TTIP auch das angeschlagene Europa trifft. Und neben den ökonomischen Schäden verursacht er politische Probleme. Mit dem Pazifik-Vertrag wollte Obama das Vormachtstreben Chinas in Asien bremsen. Nun springt die Diktatur in die von Trump gerissene Lücke und drängt TPP-Länder wie Japan in ihr eigenes Handelsabkommen. Der chinesische Vertrag enthält übrigens keine der Umwelt- und Arbeiterschutzregeln, die in TPP und TTIP vorgesehen waren.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: