Frauenrechtlerin Alice Schwarzer:Kampf dem Kopftuch

In die aktuelle Debatte um die Integration von Ausländern in Deutschland hat sich nun auch Alice Schwarzer eingeschaltet: Die Feministin fordert ein Koptuchverbot für Schülerinnen - und bekommt bei ihrem Vorstoß Unterstützung aus Bayern.

Alice Schwarzer beweist derzeit, dass sie ein Händchen für populär-provokative Themen und Thesen hat: Für die Bild-Zeitung kommentiert die 67-jährige Vorkämpferin der Frauenbewegung in Deutschland den Prozess gegen Wettermoderator Jörg Kachelmann. Und in einem Interview hat die Emma-Herausgeberin nun ein weiteres heißes Eisen angepackt. Sie fordert ein Kopftuchverbot für Schülerinnen in Deutschland.

Alice Schwarzer empfand Erfindung der Pille als Befreiungsschlag

Frauenrechtlerin und "Emma"-Herausgeberin Alice Schwarzer hat sich in einem Interview für ein Kopftuchverbot für Schülerinnen in Deutschland ausgesprochen.

(Foto: dpa)

Dies sei eine Chance für Mädchen aus orthodoxen oder gar islamistischen Familien, sich in der Schule frei bewegen zu können und nicht stigmatisiert zu werden, sagte Schwarzer der Online-Ausgabe des Focus. "In Frankreich, wo das Kopftuch-Verbot für Schülerinnen 2004 eingeführt wurde, hat man damit beste Erfahrungen gemacht", fügte die Frauenrechtlerin hinzu.

Außerdem stehe das Kopftuch für die "Verhüllung der Frau als Sexualobjekt", so Schwarzer, deren neues Buch Die große Verschleierung - Für Integration, gegen Islamismus in Kürze erscheint. Die Journalistin nannte es einen "Skandal, dass schon kleine Mädchen auf diese Art und Weise sexualisiert werden".

Als Befürworter eines Verbots religiöser Verschleierung hat sich indes auch der bayerische Umwelt- und Gesundheitsminister Markus Söder geoutet. Der CSU-Politiker liebäugelt mit einem Burka-Verbot nach dem Beispiel Frankreichs.

Man sollte auch in Deutschland über ein solches Verbot diskutieren, sagte Söder dem Münchner Merkur. "Es wäre ein wichtiges Signal, schließlich ist die Burka nicht gerade ein Zeichen von Integrationswilligkeit."

In Frankreich ist muslimischen Frauen das Tragen von Vollschleiern wie Burka und Nikab künftig untersagt. Von Frühjahr kommenden Jahres an soll das Verbot auf allen öffentlichen Straßen und Plätzen, in Bussen, Bahnen, Bibliotheken und Behörden gelten.

Im April hatte Belgien als erstes europäisches Land ein Burka-Verbot beschlossen.

In Deutschland ist ein vergleichbares Gesetz bislang nicht in Planung. In Anbetracht der aktuellen Integrationsdebatte bleibt aber abzuwarten, inwiefern der Vorstoß von Schwarzer und Söder hierzulande auf fruchtbaren Boden fällt.

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