"FrauenMediaTurm" in Köln:Kristina Schröder rettet Alice Schwarzers Frauenarchiv

Noch vor einem Jahr lieferten sie sich eine heftige Auseinandersetzung: Familienministerin Schröder kritisierte den Feminismus, Alice Schwarzer warf ihr im Gegenzug mangelnde Empathie für Frauen und Inkompetenz vor. Nun verkündete ausgerechnet Schröder, ihr Haus werde Schwarzers Frauenarchiv mit jährlich 150.000 Euro unterstützen - und damit vor der Schließung bewahren.

Bernd Dörries

Am Dienstag hat Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) mitgeteilt, dass ihr Haus den Kölner FrauenMediaTurm, ein von Alice Schwarzer gegründetes Archiv zur Geschichte der Frauenbewegung mit 15.000 Büchern und 25.500 Zeitschriften, mit jährlich 150.000 Euro unterstützen - und damit vor der Schließung retten werde. "Ich mache das aus Freude und Überzeugung, bei der Förderung von Projekten geht es nicht um die Übereinstimmung in jeder Tonlage oder Argumentationsweise, sondern um den Grundkonsens." Dass es zwischen Schröder und Alice Schwarzer noch einmal zu einem Grundkonsens kommen könnte, ist eine Überraschung.

Schwarzer-Archiv ist gerettet

Der FrauenMediaTurm im Rheinauhafen in Köln: Das finanziell bedrohte feministische Archiv von Frauenrechtlerin Alice Schwarzer ist gerettet.

(Foto: dapd)

Ende 2010 hatten sie noch einen heftigen Streit gehabt. Die Ministerin Schröder ist halb so alt wie Deutschlands oberste Feministin, und Schwarzer machte in der öffentlichen Debatte damals keinen Hehl daraus, dass sie Schröder auch für höchstens halb so klug halte wie sich selbst. "Ich glaube, dass zumindest der frühere Feminismus teilweise übersehen hat, dass Partnerschaft und Kinder Glück spenden", hatte Schröder unter anderem in einem Spiegel-Interview gesagt.

Schwarzer revanchierte sich mit einem offenen Brief, aus dem die Verachtung deutlich herauszulesen war. "Was immer die Motive der Kanzlerin gewesen sein mögen, ausgerechnet Sie zur Frauen- und Familienministerin zu ernennen - die Kompetenz und Empathie für Frauen kann es nicht gewesen sein." Diesmal hat Schröder aus der Sicht Schwarzers aber offenbar eine kompetente Entscheidung getroffen. Ansonsten hätte das Archiv, in das jährlich etwa 250 Besucher kommen, schließen müssen.

Am Dienstag machte Schwarzer noch mal ihren Unmut darüber deutlich, dass ausgerechnet eine Kürzung der nordrhein-westfälischen "Frauenregierung" mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und der ersten deutschen Emanzipationsministerin Barbara Steffens (Grüne) ihr Projekt bedroht hatte. Auch dieser Streit wird nun seinen Weg ins Archiv finden.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikel hieß es, Alice Schwarzer habe sich nicht bei Schröder für deren Unterstützung bedankt. In einem Blogeintrag schrieb Schwarzer jedoch am Dienstag, sie finde die Entscheidung der Familienministerin "echt souverän". Schröder antwortete daraufhin bei Twitter, sie könne "das Kompliment nur zurückgeben".

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