Französischer Militäreinsatz:Malische Soldaten kämpfen gegeneinander

Im Norden feiern malische und französische Truppen Erfolge, hinter der Front herrscht zunehmend Chaos. In Gao sprengt sich ein Attentäter in die Luft, in Bamako schießen verfeindete malische Soldaten aufeinander. UN-Generalsekretär Moon warnt vor einem Guerillakrieg.

Der Vormarsch läuft nach Plan: Französische und tschadische Truppen haben nach malischen Angaben am Donnerstagabend die Stadt Aguelhok im Norden des Landes erreicht. Die Soldaten "patrouillieren jetzt in Aguelhok", sagte ein Mitglied des malischen Generalstabs. Die Angaben wurden von einem Vertreter der Region Kidal bestätigt, zu der die Stadt gehört. Die Truppen würden als nächstes nach Tessalit ziehen, das wie Aguelhok als eine der letzten Hochburgen der Islamisten gilt.

Doch hinter der Front nehmen die Spannungen zu. Bei Gefechten zwischen rivalisierenden malischen Armeeeinheiten in der Hauptstadt Bamako wurden nach Angaben von Augenzeugen mehrere Menschen verletzt. Wie aus Militärkreisen sowie seitens Augenzeugen verlautete, wurde ein Lager von Elitesoldaten, die dem gestürzten Staatschef Amadou Toumani Touré nahestehen, von anderen Einheiten der malischen Armee angegriffen. Schwerbewaffnete feuerten Schüsse ab, sagte ein Militär, der sich auf dem Camp befand.

In der nordmalischen Stadt Gao zündete ein Selbstmordattentäter eine Bombe. Der Mann soll auf einem Motorrad auf eine Gruppe malischer Soldaten zugefahren sein, bevor er einen Sprengstoffgürtel auslöste, berichtet die BBC. Den Angaben zufolge wurde einer der Soldaten bei dem Angriff verletzt.

UN-Generalsekretär Moon warnt vor Guerillakrieg

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnt vor einem Guerillakrieg in Mali. "Der Militäreinsatz war bislang effizient und erfolgreich. Die Dschihadisten, die bewaffneten Gruppen und terroristische Elemente sind offenbar geflohen", sagte Ban am Donnerstag vor Journalisten. Er sei jedoch besorgt, dass die Extremisten zurückkehren könnten". Wie die Angriffe auf französische Truppen in den vergangenen Tagen zeigten, leisteten die Kämpfer in einigen Gegenden Widerstand - was Auswirkungen auf die gesamte Region haben könnte.

Die französische Armee hatte Kämpfe am Dienstag und Mittwoch nahe der Stadt Gao bestätigt. Zudem wurden in der Gegend vier malische Soldaten durch einen Anschlag mit einer Landmine getötet. Ban sagte, die Vereinten Nationen diskutierten in dieser Lage den Antrag Frankreichs, eine UN-Blauhelm-Truppe nach Mali zu entsenden. Dies werde allerdings noch einige Wochen dauern. Der UN-Generalsekretär lobte, das französische Eingreifen in Mali habe "ein Signal der Entschlossenheit" ausgesandt, dass "die internationale Gemeinschaft nie derartige Terroristen akzeptieren wird".

Nach dem Sturz der Regierung in Bamako durch unzufriedene Soldaten im März vergangenen Jahres hatten Islamisten gemeinsam mit Tuareg-Rebellen innerhalb weniger Tage den gesamten Norden unter ihre Kontrolle gebracht. Später vertrieben die Islamisten die Tuareg-Rebellen und riefen im Norden des Landes das islamische Recht der Scharia aus. Zudem zerstörten sie in Timbuktu mehrere Mausoleen islamischer Heiliger, die auf der Liste des Weltkulturerbes stehen. Die Vorgänge lösten weltweit Empörung aus.

Frankreich hatte am 11. Januar militärisch in Mali eingegriffen, um den weiteren Vormarsch der Islamisten Richtung Süden zu stoppen, die seit April 2012 den Norden des Landes kontrollierten. Nach den bisherigen Planungen sollen Truppen der Westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas die Franzosen bald ablösen.

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