Frankreichs Außenminister:Eine Lachnummer namens Douste-Blazy

Er verwechselt Taiwan mit Thailand, zertrümmert angeblich schon mal ein Hotelzimmer und fragt, warum im Zweiten Weltkrieg in England keine Juden ermordet wurden. Für seine Mitarbeiter ist klar: Philippe Douste-Blazy ist "Mister Bluff".

Gnadenlos und bitter, so heißt es, in jedem Fall aber hinter vorgehaltener Hand wiederholen sie unschöne Spitznamen ihres Chefs oder geben ihm neue. "Mister Bluff", "Mickey d'Orsay" und "Douste-Blabla" heißt dann der Pariser Spitzendiplomat, der am Quai d'Orsay residierende Außenminister Philippe Douste-Blazy.

Vor elf Monaten übernahm der 53-jährige gelernte Arzt die Aufgabe, die Atommacht und ehemalige Grande Nation im Ausland zu vertreten. Auch wenn Ex-Außenminister Dominique de Villepin derzeit als Premierminister den Schwarzen Peter der geballten französischen Unzufriedenheit in den Händen hält, Douste-Blazy tut sich mit seinem Erbe schwer.

Profilierte sich Paris noch dank Villepins Geschick als Speerspitze gegen den US-geführten Irakkrieg, so fällt das Frankreich unter Douste-Blazy nur wenig auf. Es sei denn, Präsident Jacques Chirac führt selbst Regie.

Condoleezza Rice abgewimmelt

Und dann kursieren immer wieder Schnitzer des führenden Diplomaten an der Seine. Von seinen Untergebenen entsetzt aufgenommen, in der Pariser Presse süffisant breitgetreten: Wie Douste-Blazy wiederholt Taiwan mit Thailand verwechselt habe und Kroatien mit dem Kosovo. Im Holocaust-Museum in Jerusalem stellte er verwundert die Frage, warum im Zweiten Weltkrieg in England keine Juden ermordet wurden.

Dann lässt er nach Presseberichten seine US-Kollegin Condoleezza Rice mit dem Bescheid abwimmeln, sie möge doch bitte nach dem Wochenende nochmal anrufen, - er war im Süden des Landes und hatte gerade keinen Übersetzer und Berater zur Hand.

Eine Lachnummer namens Douste-Blazy

"Der Minister hat nicht immer eine klare geopolitische Vision", fasst die Pariser Le Monde nur halbwegs diplomatisch zusammen und kommt dann zu diesem Fazit: "Er hat eine unglaubliche intellektuelle Leichtigkeit, die zugleich seinen Charme und seine Grenzen ausmacht."

Wo ist die brillante Außenpolitik des ständigen Sicherheitsratsmitglieds Frankreich?, fragen sich manche ausländische Diplomaten und politische Beobachter. Gerade in diesen Wochen des zugespitzten Streits um das iranische Atomprogramm kommen vom Quai d'Orsay nicht unbedingt klare Signale dafür, wie es in der heiklen Sache weitergehen soll.

So heißt es ein Jahr vor der Präsidenten- und Parlamentswahl, Chirac halte an dem innenpolitisch an Popularität in tiefste Tiefen gerutschten Villepin auch deshalb noch fest, weil dieser zumindest doch außenpolitische Statur mitbringe. Was die EU angeht, so führt Chiracs frühere Sprecherin, die routinierte Catherine Colonna, als Europaministerin Regie.

Nächtlicher Disput in Marrakesch

Um Afrika - und mittlerweile auch den Iran - kümmert sich der Staatschef am liebsten selbst. Der Südfranzose sei "unmerklich zum Minister humanitärer Angelegenheiten geworden", spottet Le Monde über "Docteur Blazy".

Und dann interessiert sich Frankreich, allen voran das satirische Wochenblatt Le Canard enchaîné, noch für die turbulenten Vorgänge der letzten Neujahrsnacht im Zimmer 312 des Luxushotels "Mamounia" im marokkanischen Marrakesch: Einen heftigen nächtlichen Disput mit seiner Begleiterin, einer TV-Produzentin, räumt auch der Minister ein.

Dass dabei Mobiliar im Wert von 30.000 Euro zu Bruch gegangen sei, wie das Blatt mit dem Vermerk berichtete, die Rechnung dafür sei sogleich vom marokkanischen Königshaus beglichen worden, das dementiert er als ein "völlig falsches und zutiefst verletzendes Gerücht".

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