Frankreich:Verlierer von morgen

Der Sozialisten-Kandidat Benoît Hamon ist chancenlos.

Von Christian Wernicke

Zu schön, um wahr zu werden, war die Idee. Per Urwahl ihres Präsidentschaftskandidaten hatten Frankreichs regierende (und resignierte) Sozialisten sich neues Leben einhauchen wollen. Doch jetzt: Operation vollendet, Patient tot. Der Parti Socialiste ist zerrütteter denn je, die Kampagne hat alte Narben und neue Wunden aufgerissen. Der Sieger vom Sonntag, der Links-Utopist Benoît Hamon, hat keinerlei Aussicht, in die Stichwahl am 7. Mai gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen zu ziehen.

Die Trümmer der französischen Linken sind die Hinterlassenschaft des François Hollande. Der sozialistische Präsident kannte Frankreichs Strukturprobleme genau, er wollte seine Nation erneuern. Nur, zugleich scheute er sich, seine linken Genossen zu verprellen. Er zauderte, suchte Mittelwege - und erreichte nichts. Seine Reförmchen fielen zu lau aus und kamen zu spät, als dass sie ihm einen Aufschwung und neue Jobs hätten schenken können. Zugleich agierte Hollande so ungeschickt, dass er dennoch die eigene Linke gegen sich aufbrachte.

Es ist die tiefste Krise des PS seit 1971, seit der Gründung durch François Mitter-rand. Die Partei liegt in Schutt und Schande. Ob nach den Wahlen 2017 aus dieser Asche je ein Phönix erwächst und in welche Richtung dieser dann flöge - das weiß heute niemand. Auch nicht Benoît Hamon, der Gewinner von gestern und Verlierer von morgen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: