Süddeutsche Zeitung

Coronavirus weltweit:Empörung über angeblich illegal geöffnete Restaurants in Paris

Ein entsprechender TV-Bericht sorgt für Wirbel. Die darin erhobene Behauptung, Minister würden an solchen Essen teilnehmen, soll ein Scherz gewesen sein. China meldet den größten Tagesanstieg an Neuinfektionen seit zwei Monaten.

Ein Fernsehbericht über geheime Luxusdinner trotz Corona-Pandemie sorgt in Frankreich für Wirbel - und für Ermittlungen der Justiz. In dem TV-Bericht des Senders M6 sagt ein Mann, der als Organisator einer geheimen Party vorgestellt wird: "Ich habe diese Woche in zwei oder drei Restaurants gegessen, die sogenannte illegale Restaurants sind, mit einer Reihe von Ministern." Später wurde bekannt: Die Behauptung mit den Ministern war offenbar als Scherz gedacht.

Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete am Sonntag eine Untersuchung ein. Ziel sei es, zu überprüfen, ob Partys unter Missachtung der Gesundheitsvorschriften organisiert wurden und zu ermitteln, wer die Organisatoren und Teilnehmer gewesen sein könnten.

In dem Bericht, der am Freitagabend ausgestrahlt wurde, wird ein angeblich geheimes edles Restaurant in Paris gezeigt, das trotz der Corona-Maßnahmen geöffnet hat. In "Menschen, die hierher kommen, nehmen ihre Masken ab. Wenn Sie hier einmal durch die Tür sind, gibt es kein Covid", sagt ein unkenntlich gemachter Mann.

Die Corona-Lage in Frankreich ist extrem angespannt, erst am Wochenende sind neue landesweite Beschränkungen in Kraft getreten. Unter dem Hashtag #OnVeutLesNoms (deutsch: "Wir wollen die Namen") empören sich Menschen in sozialen Netzwerken über die gezeigten Szenen.

China meldet größten Tagesanstieg an Neuinfektionen seit zwei Monaten

China meldet binnen 24 Stunden den größten Anstieg an neuen Corona-Infektionen seit mehr als zwei Monaten. 32 weitere bestätigte Fälle seien aufgetreten, davon 15 in der Provinz Yunnan, die auf ein Cluster in der Stadt Ruili an der Grenze zu Myanmar zurückzuführen seien, erklärt die nationale Gesundheitskommission. Die Zahl der neuen asymptomatischen Fälle, die China nicht als bestätigte Fälle einstuft, wird mit 18 angegeben. Die Gesamtzahl der bestätigten Fälle auf dem chinesischen Festland steigt demnach offiziellen Angaben zufolge auf 90 305, während die Zahl der Todesfälle unverändert bei 4636 liegt.

Niederlande als Hochinzidenzgebiet eingestuft

Wegen besonders hoher Corona-Infektionszahlen in den Niederlanden stuft die Bundesregierung das Nachbarland nach Ostern als Hochinzidenzgebiet ein. Wer ab Dienstag von dort nach Deutschland einreist, muss bereits bei der Einreise einen negativen Corona-Test vorweisen können, wie das Robert Koch-Institut am Sonntag bekanntgab. Die Quarantänepflicht von zehn Tagen mit der Möglichkeit, sich nach fünf Tagen mit einem zweiten Test zu befreien, bleibt unverändert. Für Pendler gibt es Ausnahmeregelungen.

Nach Tschechien, Polen und Frankreich sind die an Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen grenzenden Niederlande das vierte Nachbarland, das als Hochinzidenzgebiet eingestuft wird. Seit Ostersamstag zählt auch Kroatien als Hochinzidenzland. Als Hochinzidenzgebiet gelten Regionen mit mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.

Von den 26 EU-Partnerländern Deutschlands sind ab Dienstag mit den Niederlanden 13 als Hochinzidenz- und 13 ganz oder teilweise als Risikogebiete eingestuft. Siet Oster

Türkei meldet Rekordwert bei Neuinfektionen

Die Türkei meldet einen neuen Rekord bei der Zahl der Neuinfektionen. In den vergangenen 24 Stunden seien 44 756 Fälle hinzugekommen, teilte das Gesundheitsministerium mit. Das ist der höchste Wert seit dem Beginn der Pandemie nach dem bisherigen Rekord von 42 308 am Vortag.

30 Fälle von seltenen Blutgerinnseln in Großbritannien gemeldet

Nach mehr als 18 Millionen Impfungen mit Astra Zeneca hat es in Großbritannien nach Angaben der Arzneimittelbehörde sieben Todesfälle wegen seltener Blutgerinnsel gegeben. Es sei jedoch nicht klar, ob diese Nebenwirkungen des Impfstoffs oder durch Zufall zeitnah aufgetreten seien, sagte die Chefin der britischen Behörde, June Raine, der BBC. "Die Vorteile, eine Covid-19-Infektion und ihre Komplikationen zu verhindern, überwiegen weiterhin jegliche Risiken und jeder sollte sich impfen lassen, wenn er eingeladen wird."

Insgesamt hatte die Behörde 30 Fälle seltener Blutgerinnsel (Stand: 24. März) gemeldet. Es seien 22 Fälle der auch in Deutschland aufgetretenen Hirnvenenthrombosen und acht andere Arten von Thrombosen gemeldet worden. Auch hierbei sei jedoch der Zusammenhang unklar.

In Deutschland hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstag beschlossen, dass das Präparat von Astra Zeneca in der Regel nur noch Menschen ab 60 gespritzt werden soll - außer jüngere wollen es nach Klärung mit dem Arzt auf eigenes Risiko. Hierzulande waren bis Anfang der Woche 31 Verdachtsfälle von Hirnvenenthrombosen nach einer Astra-Zeneca-Impfung gemeldet worden, wie das Paul-Ehrlich-Institut kürzlich berichtete. Bislang haben rund drei Millionen Menschen eine erste Dosis des Mittels bekommen. Das bedeutet, dass es in Deutschland bezogen auf eine Million Geimpfte wesentlich häufiger einen Verdacht auf Hirnvenenthrombose gab als in Großbritannien. Die Gründe dafür sind bislang unklar.

In Großbritannien sind insgesamt bereits mehr als 31 Millionen Menschen erstgeimpft worden, neben Astra Zeneca auch mit weiteren Vakzinen. Die Infektionslage im Land hat sich seither deutlich verbessert, die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 55 Fällen pro 100 000 Einwohnern. Auch die Zahl der neuen täglichen Todesfälle ist massiv gesunken.

EU einigt sich im Streit um Verteilung von Extra-Impfstoff

Im erbitterten Streit um die Verteilung zusätzlicher Corona-Impfstoffe haben sich die 27 EU-Staaten am Donnerstag geeinigt. Erst werden zehn Millionen Biontech-Vakzine nach Bevölkerungsgröße verteilt. Darüber hinaus unterstützen 19 EU-Mitgliedstaaten fünf andere Länder, die die Impfstoffe dringend benötigen. Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland und die Slowakei sollen im zweiten Quartal zusammen 2,85 Millionen Dosen mehr erhalten als ihnen normalerweise über eine Quote zustehen, wie der portugiesische EU-Vorsitz am Donnerstagabend mitteilte.

Auch Deutschland beteiligt sich und verzichtet nach diesem Modell auf rund 500 000 Impfdosen zugunsten der fünf Staaten. Nichts abgeben wollten dagegen Österreich, Slowenien und Tschechien. "Es ist ein wichtiges Signal in der Coronakrise, dass die ganz große Mehrheit in der EU Solidarität mit den besonders vom Impfstoffmangel betroffenen Ländern zeigt", erklärte ein EU-Diplomat. "Es ist bedauerlich, dass Österreich, Slowenien und Tschechien ausscheren und sich dieser solidarisches Geste verweigern."

Sebastian Kurz erklärte in Wien, Österreich bekomme nun 199 000 Impfdosen statt 139 000, das sei "ein solides Ergebnis". Der österreichische Kanzler beklagt seit Wochen eine ungleiche Verteilung der Impfstoffe unter den 27 Mitgliedern. Deshalb beauftragte der EU-Gipfel vorige Woche die EU-Botschafter, eine ins zweite Quartal vorgezogene Lieferung von zehn Millionen Biontech/Pfizer-Dosen so aufzuteilen, dass Löcher gestopft werden.

Grundsätzlich gilt: Jeder der 27 Staaten hat Anspruch auf einen Anteil nach Bevölkerungsstärke. Schöpft ein Land dies nicht aus, können andere EU-Staaten diese Mengen aufkaufen. Einige Regierungen setzten besonders auf Astrazeneca und sind nun wegen Lieferproblemen im Hintertreffen. Österreich bestellte weniger von Johnson & Johnson und befürchtet deshalb Lücken.

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São Paulo exhumiert alte Gräber aus Platzmangel für neue Covid-19-Tote

In Brasiliens größter Stadt São Paulo werden jetzt alte Gräber geleert, um Platz für die steigende Zahl von COVID-19-Toten zu schaffen. Das Rathaus der Stadt registriere diese Woche einen täglichen Rekord bei der Zahl der Bestattungen, sagte der für das Bestattungswesen zuständige Gemeindesekretär am Donnerstag. Die Verlegung der Überreste sei zwar Standard im Friedhofsbetrieb, habe jetzt aber eine neue Dringlichkeit bekommen, da Brasilien die schlimmste Coronavirus-Welle seit Beginn der Pandemie vor über einem Jahr erlebe.

Das brasilianische Gesundheitsministerium meldete am Donnerstag 3769 neue Todesfälle. Bolivien kündigte daraufhin an, seine Grenzen zu Brasilien schließen zu wollen, weil es Bedenken wegen einer neuen Variante der Krankheit gebe. Chile schloss bereits seine Grenzen für alle Ausländer. "Was in Brasilien passiert, ist eine globale Bedrohung", sagte José Miguel Bernucci, Sekretär der Nationalen Medizinischen Vereinigung Chiles.

Länder rund um die Region sind besorgt, dass Brasilien eine Brutstätte für eine neue Virus-Variante ist, da die Fälle ansteigen und der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro sich weigert, Masken und Abriegelungen zu unterstützen. Nachdem Bolsonaro seine Skepsis gegenüber Impfungen geäußert hatte, sagte er am Donnerstag, dass er sich erst dann für eine Impfung entscheiden würde, wenn alle Brasilianer geimpft seien. Brasilien hat seine Impfkampagne nur langsam eingeführt. Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung haben ein erstes Vakzin erhalten. Brasiliens Ausbruch ist der zweittödlichste der Welt nach den Vereinigten Staaten.

Neue Corona-Varianten in Brasilien und Afrika gefunden

Sowohl in Brasilien als auch in Afrika sind neue Varianten des Coronavirus festgestellt worden. In Brasilien hatten die Wissenschaftler des Instituto Butantan, die ein Netzwerk für den Alarm für Covid-19-Varianten koordinieren, die neue Variante in der Stadt Sorocaba in der Nähe der Millionenmetropole São Paulo identifiziert, wie sie auf Twitter schrieben. Demnach ähnele die neue Variante der südafrikanischen und müsse noch weiter untersucht werden.

Auch in Afrika ist laut der panafrikanischen Gesundheitsbehörde Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC) eine neue Corona-Variante registriert worden. Sie sei bei Reisenden aus Tansania in Angola entdeckt worden, teilte der Leiter der Africa CDC, John Nkengasong, am Donnerstag mit. "Wir wissen leider nicht, wie diese Variante auf Impfstoffe reagiert", erklärte Nkengasong.

Die Regierung in Tansania hat seit Mitte vergangenen Jahres keine Daten über Covid herausgegeben. Auch aktuell gebe es keine Informationen zur genauen Anzahl der Fälle dort, erklärt die CDC. Der vor Kurzem verstorbene tansanische Präsident John Magufuli hatte vergleichsweise lockere Corona-Einschränkungen spät eingeführt.

Bei Viren treten stetig zufällige Veränderungen im Erbgut auf, Mutationen genannt. Manche verschaffen dem Erreger Vorteile - etwa, indem sie ihn leichter übertragbar machen. Im Dezember wurden eine Variante des Coronavirus (B.1.1.7) in Großbritannien sowie eine ähnliche (501Y.V2, auch B.1.351) in Südafrika nachgewiesen, im Januar eine Variante (P.1) in Brasilien. Auf dem afrikanischen Kontinent wurde in 18 Ländern laut CDC mittlerweile die britische, in 18 weiteren die südafrikanische Variante nachgewiesen.

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