Die Frau im Publikum wird die Stimmung gleich brutal nach unten ziehen. Gerade noch hat Anne Hidalgo eine flammende Rede gehalten über gerechte Löhne, über ihre Kindheit in bescheidenen Verhältnissen, über die Ideale der Republik. Hinter ihr hängt das Plakat ihrer Kampagne: "Hidalgo 2022! Frankreich wieder vereinen". Die Bürgermeisterin von Paris will Präsidentin werden. Doch hier, beim Ortsgruppentreffen der Sozialisten am Rand der Stadt Creil, nördlich von Paris, zweifeln sie. Erster Wortbeitrag, eine Frau Mitte 50, Reihe sechs: "Anne, ich finde, du bist eine gute Kandidatin. Aber wenn ich mit meinen Freunden rede, die eigentlich gerne links wählen würden, dann glaubt keiner, dass du gewinnen kannst."
Frankreich:Jeder wirbt für sich allein
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Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo will unbedingt ihren Traum verwirklichen - Präsidentin des ganzen Landes zu werden. Ihr aktueller Umfragewert: drei Prozent.
(Foto: Pascal Lachenaud/AFP)Politiker wie Anne Hidalgo, Jean-Luc Mélenchon und Christiane Taubira haben allein kaum eine Chance bei den Wahlen. Zusammen schon eher. Wenn da nicht die Egos wären. Frankreichs Linke und die Lust an der Selbstverzwergung.
Von Nadia Pantel, Creil/Paris/Straßburg
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