Frankreich:Perfide Wüteriche

Ein Teil des Protests der Gelbwesten verkommt zum Krawall.

Von Stefan Ulrich

Paris hätte nach dem Brand von Notre-Dame ein paar Tage Osterfrieden wirklich gebrauchen können. Stattdessen tobte sich wieder ein Teil der Demonstranten in den gelben Westen in der Stadt aus. Einige Protestierer zündeten Fahrzeuge an, bewarfen Ordnungskräfte mit Steinen oder riefen Polizisten dazu auf, sich umzubringen - angesichts der vielen Selbstmorde bei der französischen Polizei ein besonders perfider Angriff. Manche Gelbwesten treiben nicht mehr legitime Forderungen nach höheren Löhnen oder geringeren Steuern um, sondern Gewaltgeilheit und Hass.

Gewiss, die Gilets jaunes sind eine amorphe Bewegung, die sich schlecht organisieren lässt. Friedliche Demonstranten tun sich schwer, Gewalttäter fernzuhalten. Dennoch muss sich die ganze Bewegung kritische Fragen gefallen lassen: Wäre über Ostern nicht eine Protestpause angemessen gewesen? Distanzieren sich die Friedlichen genug von den Rabauken? Und wäre es nicht an der Zeit, auf Emmanuel Macron zuzugehen?

Der Präsident hat konstruktiv auf die Kritik der Gelbwesten reagiert. Er ist ihren Forderungen teilweise entgegengekommen, hat einen nationalen Dialog organisiert und will diese Woche Konsequenzen daraus verkünden. Macron zeigt sich lernfähig. Den Gelbwesten stünde das auch gut an.

© SZ vom 23.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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