Frankreich:Nicolas Sarkozy - Der rechte Ritter kehrt zurück

Frankreich: Nicolas Sarkozy hält sich für unersetzlich.

Nicolas Sarkozy hält sich für unersetzlich.

(Foto: AFP)

Ein Großteil der Franzosen möchte Sarkozy nicht wieder. Doch der ehemalige Präsident Frankreichs will zurück ins Amt - dafür ist ihm jedes Mittel recht.

Kommentar von Christian Wernicke

Noch in diesem Monat will Nicolas Sarkozy, Frankreichs Ex-Präsident, offiziell verkünden, was in Frankreich eh jedermann weiß: dass er wieder Präsident werden will. Sarkozy glaubt allein sich selbst dazu berufen, die darbende Nation vor Terror, Tod und Teufel zu bewahren. Sarkozys Kunde von der vermeintlichen Erlösung dürfte seine Landsleute unmittelbar nach dem 21. August ereilen: Dann verlöscht das olympische Feuer - und aller Glanz fiele auf den Gladiator, der wiederkehrt in die Arena.

Auf Donald Trumps Spuren

Sarkozy, erst 61 Jahre alt, hält sich für unersetzlich. Die große Mehrheit der Franzosen sieht das zwar anders. In Umfragen äußern (mindestens) drei Viertel aller Bürger den Wunsch, ihr ehemaliges Staatsoberhaupt möge auf dem Altenteil verweilen und nicht erneut kandidieren. Vergeblich, Sarkozy läuft sich längst warm. Zum Zwecke der Machteroberung sind ihm viele Mittel recht: Er spielt mit den Ängsten vor islamistischem Terror, zockt mit Vorbehalten gegenüber Muslimen, nutzt offen Ressentiments gegenüber Ausländern.

Manche von Sarkozys Sticheleien würden selbst dem Republikaner am anderen Ufer des Atlantiks zur Ehre gereichen - Donald Trump also, dem Anwalt von Amerikas Wutbürgern. Der Franzose beweist sich, weniger plump, als ebenbürtiger Populist. So insinuiert Sarkozy, die regierenden Sozialisten seien indirekt schuldig am Tod von 237 Terroropfern seit den Anschlägen vom Januar 2015 - "denn die Barbaren, die uns angreifen, halten uns für schwach." Ebenso rüttelt er an der französischen Tradition, jedem auf nationalem Boden geborenen Kind die Staatsbürgerschaft zuzusprechen - ein Vorschlag, der in erster Linie die Nachfahren von Einwanderern aus Frankreichs ehemaligen Kolonien aus Nord- und Westafrika ausgrenzen würde. Zudem will er das Kopftuch an Universitäten verbieten und muslimischen Kindern in ihrer Schulkantine ab und an Schweinefleisch servieren. Das alles ist zwar reine Schikane - aber populär.

Der Mann nutzt alle Mittel. Wirklich alle.

Sarkozy führt seine Nation damit auf Abwege, wie sie bisher nur der rechtsextreme Front National begehen wollte. Nicht umsonst äußerte er sich ausgerechnet im Magazin Valeurs Actuelles, das seit Jahren am rechten Rand nach Lesern fischt. Sarkozy will jene Wähler zurückgewinnen, die in ihrem Zorn über die politische Klasse FN-Chefin Marine Le Pen zu wählen drohen. Und er will sich abgrenzen von seinem Hauptkonkurrenten, dem gemäßigten Konservativen Alain Juppé. Noch prophezeien sämtliche Umfragen, der Vernunft-Politiker Juppé werde die republikanische Vorwahl im November gewinnen. Das wäre für Sarkozy, nach der Niederlage 2012 bei der Präsidentschaftswahl, der endgültige politische Tod. Um das zu verhindern, buhlt Sarkozy um jede Stimme, auch von FN-Sympathisanten: Die Teilnahme an der Vorwahl steht Nicht-Mitgliedern offen, der Parteichef spekuliert auf Hilfstruppen aus dem Lager Le Pens.

All das geht auch die Deutschen etwas an. Sarkozy ist bereit, für seine Wiederkehr Prinzipien des Rechtsstaats zu opfern. Er will Terrorverdächtige auch ohne Beweis in Lager à la Guantanamo stecken. Oder per Federstrich EU-Verträge aufkündigen und mal eben ganz Europa neu erfinden. Eine falsche Wahl der Franzosen träfe den ganzen Kontinent.

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