Frankreich:Neue Terrorabwehr

Nach dem Angriff auf einen Polizisten, baut Präsident Macron ein "Nationales Zentrum zur Terrorabwehr" auf, das die Arbeit der Geheimdienste abstimmen soll. Leiter soll der frühere Spionageabwehr-Chef de Bousquet de Florian werden.

Der Angreifer von Notre-Dame ist ein bislang nicht des Extremismus verdächtigter Student und früherer Journalist. Der laut Studentenausweis 40-jährige Mann aus Algerien sei mit seiner Doktorarbeit befasst gewesen, bevor er am Dienstag vor der Pariser Kathedrale Polizisten mit einem Hammer und einem Küchenmesser angriff und von einem der Beamten angeschossen wurde, sagte ein französischer Regierungssprecher am Mittwoch.

Vor seinem Angriff habe er "das ist für Syrien" gerufen. Die Polizei habe die Attacke aufgrund seiner Worte rasch als terroristische Tat eingestuft, sagte der Regierungssprecher dem Radiosender RTL. Der Angreifer lag am Mittwoch weiter im Krankenhaus. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Die Polizei durchsuchte jedoch eine Wohnung im Pariser Vorort Cergy-Pontoise, wo sie einen Treueschwur gegenüber der Terrormiliz Islamischer Staat fand, wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte.

Der Präsident der Université de Lorraine, Pierre Mutzenhardt, sagte dem Sender France Bleu am Mittwoch, der Mann sei an der Hochschule eingeschrieben gewesen und habe seit 2014 an einer Arbeit über nordafrikanische Medien geschrieben. Zuvor habe der Mann als Journalist gearbeitet. "Es gab keine Schwierigkeiten mit ihm", sagte Mutzenhardt. Sein Doktorvater Arnaud Mercier sagte dem Sender BFM, der Student habe stark an demokratische Ideale geglaubt, an Meinungsfreiheit und Journalismus. Nichts habe darauf hingedeutet, dass er sich zum Extremisten entwickeln würde.

In Paris gibt es nach einer Reihe von Anschlägen hohe Sicherheitsvorkehrungen. Bei Anschlägen im November 2015 waren dort 130 Menschen getötet worden. Die französische Regierung hat nun die Gründung eines "Nationalen Terrorismusabwehr-Zentrums" angekündigt und besetzt die Spitzen der Geheimdienste neu. Die neugegründete Task Force soll insbesondere durch eine "strategische Steuerung" die Arbeit der Geheimdienste koordinieren, wie der Elysée-Palast am Mittwoch in Paris mitteilte.

Die neue Einheit, ein Wahlkampfversprechen des französischen Staatschefs Emmanuel Macron, wird dem Präsidenten unterstehen. Leiter des "Nationalen Terrorismusabwehr-Zentrums" soll der frühere Spionageabwehr-Chef Pierre de Bousquet de Florian werden, wie der Elysée-Palast mitteilte.

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