Frankreich:Macron lockt Trump mit List und Kaviar

Frankreich: Donald Trump und Emmanuel Macron rekurrieren in der Pressekonferenz auf die Freundschaft ihrer Länder.

Donald Trump und Emmanuel Macron rekurrieren in der Pressekonferenz auf die Freundschaft ihrer Länder.

(Foto: AFP)
  • Frankreichs Präsident Macron spinnt internationale Fäden. Zum französischen Nationalfeiertag an diesem Freitag hat der US-Präsident Trump nach Paris eingeladen.
  • Trump kommt der Abstecher nach Paris gelegen, denn zu Hause macht ihm die Russland-Affäre das Leben schwer.
  • Der US-Präsident traf bereits am Donnerstag in Frankreich ein. Bei einer Pressekonferenz strichen Macron und Trump die freundschaftlichen Bande ihrer Staaten hervor - anhaltender Differenzen zum Trotz.

Von Sacha Batthyany, Washington, und Christian Wernicke, Paris

Die Bilder dieses Tages sollen Bände sprechen: Paris ist, das will Emmanuel Macron vor Augen führen, wieder Zentrum der Weltpolitik. Und ein Magnet. Erst durfte Frankreichs Präsident am Donnerstagmorgen vor den Stufen des Élysée-Palasts Kanzlerin Angela Merkel mit Küsschen begrüßen, die einflussreichste Politikerin in Europa. Und am Nachmittag geleitete Monsieur le Président dann den mächtigsten Mann der Welt durch den Invalidendom, als er US-Präsident Donald Trump ans Grab Napoleons führte.

Macron inszeniert Weltpolitik. Die Art und Weise, auf die er das Kunststück vollbrachte, Donald Trump nur vier Tage nach dem G-20-Gipfel in Hamburg erneut über den Atlantik zu locken, illustriert Macrons offensiven Geist: Zweimal ließ sein Stab im Juni halböffentlich verlauten, man habe den US-Oberbefehlshaber nach Paris geladen.

Stets war die Indiskretion mit dem Hinweis verbunden, dass am Nationalfeiertag am 14. Juli 200 amerikanische Soldaten über die Champs-Élysées mitmarschieren würden. Das Spektakel erinnert ans Jahr 1917, als Amerika an der Seite Frankreichs in den Ersten Weltkrieg eintrat. Und Trump liebt Spektakel. Als er von der Militärparade erfuhr, den Pferden und dem Pomp, soll er sofort zugesagt haben.

Während sich die Bundeskanzlerin für die Wahlen im September rüstet, spinnt Macron internationale Fäden. Ende Mai lud er Russlands Staatschef Wladimir Putin nach Versailles, nun begrüßte Frankreich den Amerikaner mit allen Ehren. Spalier am Invalidendom, Gespräch unter Staatsmännern im Élysée, danach der Himmel über Paris: Brigitte und Emmanuel Macron luden zum Diner auf der zweiten Etage des Eiffelturms. Melania und Donald Trump sollten im Edelrestaurant "Jules Verne" Hummer und Kaviar sowie den Blick über die Stadt genießen dürfen.

Trumps Freund "Jim" und seine Paris-Einschätzung

Zeitlich kommt dem US-Präsidenten der Abstecher nach Paris gelegen, denn zu Hause macht ihm die Russland-Affäre das Leben schwer, die nun seine Familie erreichte. In die Schlagzeilen geraten ist sein ältester Sohn, Donald Trump junior, den der Justizausschuss des US-Senats befragen will, wie am Donnerstagabend bekannt wurde.

Trump entflieht der dicken Luft zu Hause

Trump junior traf sich 2016 mit einer russischen Anwältin, die ihm kompromittierende Informationen über Hillary Clinton versprochen hatte. Der Präsident nahm in Paris seinen Sohn in Schutz. "Praktisch gesehen denke ich, dass die meisten Leute dieses Treffen wahrgenommen hätten. So etwas nennt man Recherche über die Opposition", sagte Trump. Es sei normal im politischen Geschäft, Informationen über Konkurrenten einzuholen. "Politik ist nicht das netteste Geschäft der Welt", fügte er hinzu. Das Treffen an sich sei sehr kurz gewesen, und bei der Anwältin habe es sich auch nicht um eine Regierunsanwältin gehandelt. Was die Einmischung Russlands in die US-Wahlen betrifft, hatte Trump schon vor dem Abflug in die französische Hauptstadt gesagt: "Irgendetwas ist vorgefallen. Wir müssen herausfinden, was es war."

Erneut entflieht Trump der dicken Luft zu Hause. Schon im Mai reiste er nach Saudi-Arabien und später nach Rom, während in Washington über die Entlassung des FBI-Chefs James Comey diskutiert wurde. Nun also Paris. Die Bilder vor der Militärparade, die ihm Macron versprochen hatte, sollen es richten. Paris hatte versichert, anti-amerikanische Ausschreitungen oder Hamburger Zustände werde man nicht zulassen.

Trump, so beteuert das Weiße Haus, schätzt Macron als "charismatischen Erneuerer, der die Dinge in Frankreich ändern will." Macron hat Respekt gewonnen, schon beim ersten sehr festen und überlangen Händedruck beim Nato-Gipfel Ende Mai. Das sei, so ließ Macron wissen, "ein Moment der Wahrheit" gewesen": Er habe unter Männern klarstellen wollen, dass er "keine Konzessionen mache, auch nicht symbolisch".

Kurz drauf, nachdem der US-Präsident das Pariser Klimaabkommen aufgekündigt hatte mit den Worten, er verstehe sich als Vertreter von "Pittsburgh, nicht von Paris", landete Macron den nächsten PR-Coup. Er paraphrasierte Trumps Wahlkampfslogan und verkündete seine Mission: "Make our planet great again."

Betont wird der "gemeinsame Kampf gegen den Terror"

Am Donnerstag ging Macron vorsichtiger ans Werk. In der Pressekonferenz sagte der Franzose, er danke Trump für seinen Besuch, und suchte die Kooperation mit Amerika: Der freie Handel, der Krieg in Syrien, die Situation in Libyen und der gemeinsame Kampf gegen den Terrorismus und gegen die Cyberkriminalität seien die Hauptthemen des Gesprächs mit Präsident Trump im Élysée-Palast gewesen.

Was den Kampf gegen den Klimawandel betrifft, sagte Macron, er wisse um die Meinungsverschiedenheiten, strich aber die freundschaftliche Beziehung beider Länder heraus. Auch Trump hielt sich in Paris weiterhin eine Tür für einen Verbleib im Klimaschutzvertrag vor. "Es kann noch etwas passieren", sagte Trump. "Wenn es passiert, dann wäre das wunderbar. Wenn nicht, dann ist das auch okay", sagte Trump vage. Hoffnungen auf eine schnelle Rückkehr der USA in das Pariser Abkommen hegt indes niemand.

Beim Versuch, die Welt von Frankreichs neuer Bedeutung zu überzeugen, ist Macron nach nur zwei Monaten im Amt schon weit gekommen. Der US-Präsident sprach in Paris den Terroranschlag in Nizza vor einem Jahr an und betonte den "gemeinsamen Kampf gegen den Terror". Washington würdigte, dass französische Jets Bombeneinsätze in Syrien fliegen und Soldaten mit der Trikolore bei der Befreiung Mossuls dabei waren.

Macron sei ein "tough guy", ein harter Typ, der für Sicherheit sorgen werde. "Ich werde wiederkommen", sagte Trump über Paris, worauf Macron erwiderte: "Sie sind jederzeit willkommen."

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