Wahl in Frankreich:Macron als Favorit in Stichwahl

Wahl in Frankreich: Emmanuel Macron bei seiner Stimmabgabe am Sonntag.

Emmanuel Macron bei seiner Stimmabgabe am Sonntag.

(Foto: GONZALO FUENTES/AFP)

Die Wahlbeteiligung liegt bei der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahl niedriger als 2017.

Von Michael Kläsgen

Emmanuel Macron ist am Sonntag als Favorit in die zweite Runde der Präsidentschaftswahl gegangen. Der Amtsinhaber hatte laut Umfragen zuletzt in der Wählergunst gegenüber seiner Herausforderin, der rechtsextremen Marine Le Pen, zulegen können. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zufolge kam er kurz vor der Stichwahl auf 57,5 Prozent und Le Pen auf 42,5 Prozent der Stimmen. Dennoch galt als sicher, dass mehrere Faktoren das Ergebnis der Stichwahl noch beeinflussen könnten, darunter die Wahlenthaltung. Sie lag im ersten Durchgang vor zwei Wochen mit mehr als 26 Prozent höher als bei den vorangegangenen Präsidentschaftswahlen.

Die Wahlbeteiligung liegt nach Angaben des französischen Innenministeriums auch bei der Stichwahl niedrig, um 17 Uhr lag sie demnach bei 63,2 Prozent und damit etwa zwei Prozentpunkte niedriger als zur Abstimmung 2017. Umfragen haben für die zweite Runde der Präsidentenwahl den höchsten Anteil von Nichtwählern seit mehr als 50 Jahren vorhergesagt.

Diesmal stuften es die Demoskopen zudem als mit wahlentscheidend ein, wie sich die Anhänger des linksradikalen Jean-Luc Mélenchon verhalten würden. Er hatte mit 21,95 Prozent im ersten Wahlgang mehr als 7,7 Millionen Stimmen auf sich vereint und war nur knapp hinter Le Pen gelandet. Mélenchon hatte seine Sympathisanten anschließend zwar aufgefordert, "keine einzige Stimme Madame Le Pen" zu geben, jedoch nicht ausdrücklich zur Wahl von Macron aufgerufen. Laut einer parteiinternen Umfrage wollten gut 37 Prozent seiner Anhänger im zweiten Wahlgang absichtlich ungültig wählen, um ihren Protest kundzutun. Knapp 30 Prozent wollten sich der Stimme enthalten und etwa 33 Prozent Macron wählen.

Viele Franzosen sind frustriert

Viele im ersten Wahlgang unterlegene Parteien riefen ihre Anhänger hingegen dazu auf, für Macron zu stimmen, um einen "Damm" gegen die extreme Rechte zu errichten. Nur die Vorsitzenden der beiden anderen rechtsextremen Parteien Frankreichs, Éric Zemmour und Nicolas Dupont-Aignan, die zusammen neun Prozent der abgegebenen Stimmen erhielten, riefen dazu auf, für Le Pen zu stimmen.

Die auf Wahlverhalten spezialisierte Professorin Céline Braconnier sagte dem Radiosender France Info, die Bevölkerung zeige sich zunehmend frustriert über Wahlalternativen, von denen sie sich nicht repräsentiert fühlten. Macron und Le Pen standen sich schon bei der Präsidentschaftswahl 2017 in der Stichwahl gegenüber. Wenn sich diese Frustration in Wahlenthaltung ausdrücken sollte, könnte das zum Nachteil für Macron werden, so die Forscherin.

Laut Prognosen mehrerer Umfrageinstitute wird diesmal ein knapperes Ergebnis als 2017 erwartet. Die Tageszeitung Le Monde berichtete, dass Le Pens Partei Rassemblement National auf verschiedenen Social-Media-Kanälen aktiv bei Wählern, die weder für Macron noch Le Pen stimmen wollten, dafür werbe, ungültig zu wählen, einen leeren Wahlbrief abzugeben oder der Wahl fernzubleiben.

In Frankreich ist es verboten, vor Schließung des letzten Wahllokals um 20 Uhr Ergebnisse zu verbreiten. Das gilt auch für Teilergebnisse, Schätzungen oder Umfragen vor den Wahllokalen. Zuwiderhandlungen werden mit einer Geldstrafe von 75 000 Euro geahndet. Davon sind Medien im Ausland nicht betroffen. Manche veröffentlichen daher oft "erste Tendenzen" im Laufe des Tages, liegen damit aber wie vor 14 Tagen nicht immer richtig.

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