Frankreich:Macron äußert Verständnis für Muslime

Frankreich: Verteidigt Meinungs- und Kunstfreiheit: Präsident Emmanuel Macron.

Verteidigt Meinungs- und Kunstfreiheit: Präsident Emmanuel Macron.

(Foto: LIONEL BONAVENTURE/AFP)

Der Präsident nennt aber Gewalt inakzeptabel und verteidigt im Zusammenhang mit den Mohammed-Karikaturen die Meinungs- und Kunstfreiheit.

Von SZ, München

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach den mutmaßlich islamistisch motivierten Morden von Nizza und erneuten Protesten in muslimischen Ländern gegen Frankreich Verständnis dafür geäußert, dass Muslime sich von den umstrittenen Mohammed-Karikaturen getroffen fühlen. Gewalt sei aber nicht akzeptabel. In einem Interview mit dem Sender Al-Jazeera sagte Macron, "ich verstehe die Gefühle, die zum Ausdruck gekommen sind, und respektiere sie". Dennoch, so Macron, "werde ich in meinem Land immer die Freiheit zu reden, zu schreiben, zu denken und zu zeichnen verteidigen."

"Ein Ergebnis von Lügen und falschen Darstellungen"

Am Freitag hatten wieder Zehntausende Muslime wegen der Karikaturen gegen Frankreich protestiert, so in Pakistan, in Libanon und im Gazastreifen. In Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, versammelten sich 50 000 Protestierende, es wurden Macron-Puppen verbrannt. Gläubige zeigten sich nach den Freitagsgebeten erbost über Macrons Versprechen, das Recht zu verteidigen, den Propheten Mohammed in Karikaturen abzubilden. Hardliner im Nahen und Mittleren Osten, auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, stellen die Haltung der Regierung in Paris als Affront gegen den Islam dar. Macron sagte in dem am Samstag von dem in Katar ansässigen Sender ausgestrahlten Interview, verzerrte Informationen, die auch Politiker verbreiteten, würden bei vielen den falschen Eindruck erwecken, dass die Karikaturen eine Schöpfung des französischen Staats seien. "Ich glaube, dass die Reaktionen ein Ergebnis von Lügen und falschen Darstellungen meiner Worte sind, weil Leute das so verstanden haben, als unterstütze ich die Karikaturen." Der radikalisierte Islam, den er zu bekämpfen versuche, sei "eine Bedrohung für alle Menschen, besonders für Muslime."

Drei Personen, die im Zusammenhang mit den Messerangriffen eines islamistischen Attentäters am Donnerstag in der Basilika Notre-Dame in Nizza festgenommen wurden, sind am Sonntag wieder freigelassen worden. Dabei handelt es sich um einen 47 Jahre alten Mann, der bereits am Donnerstag nach dem islamistisch motivierten Angriff in der südfranzösischen Stadt gestellt wurde, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Sonntag unter Bezug auf Justizkreise. Freigelassen wurden ebenfalls die am Freitag in Gewahrsam genommenen Männer im Alter von 35 und 33 Jahren.

Wie die Agentur weiter berichtete, befinden sich noch ein 29 Jahre alter Tunesier in Polizeigewahrsam, der am Samstag in Grasse, rund 25 Kilometer von Nizza entfernt, gestellt wurde. Er soll zusammen mit dem 21 Jahre alten Täter, ebenfalls tunesischer Herkunft, in die EU eingereist sein. Der Täter, der bei dem Anschlag von Sicherheitskräften angeschossen wurde, ist mit anderen Migranten über die italienische Insel Lampedusa nach Frankreich gekommen. Er befindet sich im Krankenhaus und kann aufgrund seines Gesundheitszustands nicht verhört werden. Ebenfalls in Polizeigewahrsam befinden sich noch zwei Männer, die die Sicherheitskräfte in der Wohnung des 29 Jahre alten Verdächtigen gefasst haben.

Am Samstagabend ereignete sich in Lyon ein weiterer Vorfall. Ein griechisch-orthodoxer Priester wurde in Lyon schwer verletzt, als zweimal auf ihn gefeuert wurde, während er die Kirche abschließen wollte, verlautete am Samstagabend aus Polizeikreisen. Ein erster Verdächtiger wurde am Abend wieder auf freien Fuß gesetzt. Von den Behörden gab es keinen Hinweis, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte.

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