Der Gründer des rechtsextremen Front National in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, ist tot. Das berichten mehrere Medien wie Le Figaro unter Berufung auf seine Familie. Er wurde 96 Jahre alt.
Der Front National wurde jahrzehntelang von Jean-Marie Le Pen geführt, bis 2011 seine Tochter Marine auf ihn folgte. Die beiden haben sich vor zehn Jahren überworfen. Die Rechtspopulistin hatte politisch mit ihrem Vater gebrochen, nachdem dieser ihre Strategie eines gemäßigteren Auftretens wiederholt durchkreuzt hatte. Unter ihrer Führung nannte der FN sich 2018 in Rassemblement National um.
Le Pens politische Laufbahn startete nach seiner Zeit als Soldat in der französischen Fremdenlegion. Mehrfach wurde ihm Folter von Gefangenen im Algerienkrieg (1954-1962) vorgeworfen, er selbst wies dies zurück. Eine Verleumdungsklage gegen die Zeitung Le Monde verlor er allerdings im Jahr 2003. Den Front National gründete Le Pen 1972, sein politischer Aufstieg begann Ende der 1980er Jahre.
Le Pen trat wiederholt bei Präsidentenwahlen in Frankreich an und schaffte es 2002 überraschend in die Stichwahl, in der er aber Jacques Chirac deutlich unterlag. Viele Jahre war der Nationalist auch Abgeordneter im Europäischen Parlament.
Wiederholt wurde er wegen Verharmlosung von Nazi-Verbrechen und Anstachelung zum Hass verurteilt. Die deutsche Besatzung in Frankreich nannte er 2005 „nicht sonderlich unmenschlich“, die Ermordung von Juden in den Gaskammern der Nazis bezeichnete er mehrfach verharmlosend als „Detail der Geschichte“.
Marine Le Pen stellte die Partei neu auf und forderte ihren Vater zum Austritt auf. 2015 wurde Jean-Marie Le Pen wegen schwerer Verfehlungen schließlich ausgeschlossen. Der Front National wurde 2018 umbenannt und wird seit Ende 2022 von Jordan Bardella geführt.