Coronavirus:50 Millionen Franzosen geimpft

Proteste gegen die Corona-Maßnahmen der französischen Regierung - insbesondere gegen den "Gesundheitspass" - in Paris.

Proteste gegen die Corona-Maßnahmen der französischen Regierung - insbesondere gegen den "Gesundheitspass" - in Paris.

(Foto: Julien Mattia/Imago)

Die Regierung in Paris erreicht ihr selbst gestecktes Ziel, auch durch Impfpflicht und Gesundheitspass. Gegen diese Maßnahmen wird allerdings weiter heftig protestiert.

Von Nadia Pantel, Paris

In Frankreich wird das von der Regierung gesteckte Ziel erreicht, 50 Millionen Bürger bis zum Ende des Sommers gegen Covid-19 zu impfen. In den kommenden Tagen, spätestens Anfang September, werden 85 Prozent der über Zwölfjährigen mindestens eine Impfdosis erhalten haben. 64 Prozent der Gesamtbevölkerung, die Nicht-Impfberechtigten mit eingerechnet, verfügen in Frankreich inzwischen über einen vollständigen Impfschutz.

Damit gehört Frankreich zu den europäischen Ländern mit der höchsten Impfquote. Noch im Dezember 2020 hatten nur 40 Prozent der Franzosen in einer Ipsos-Umfrage gesagt, dass sie nicht zögern würden, sich impfen zu lassen.

Mitte Juli hatte Staatspräsident Emmanuel Macron den Druck auf die bis dahin nicht-geimpfte Bevölkerung deutlich erhöht. Es wurde eine Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte, Feuerwehrleute und Rettungskräfte eingeführt.

Zudem gilt in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens, in Restaurants, Kinos oder Fernzügen und in manchen Einkaufszentren eine Nachweispflicht. So muss zum Beispiel wer einen Café "en terrasse", in der Außengastronomie, trinken will, eine Impfung, einen Negativ-Test oder eine Covid-Genesung nachweisen, die im "Gesundheitspass" erfasst wird. Dies gilt von Ende August an auch für die Angestellten der betroffenen Einrichtungen.

Die Demonstrationen sind vor allem ein Protest gegen Präsident Macron

Gegen diesen Gesundheitspass haben am vergangenen Wochenende erneut Zehntausende Franzosen demonstriert. Die Protestierenden sehen in der Nachweis- und Impfpflicht einen Eingriff in ihre Grundrechte. "Liberté", Freiheit, gehört zu den am häufigsten skandierten Parolen bei den Protesten. Zu den Gegnern des Gesundheitspasses zählen Teile der Gelbwestenbewegung ebenso wie Anhänger des rechtsextremen Politikers Florian Philippot, der seinen Protest gegen die Impfpflicht mit der Forderung verbindet, Frankreich müsse aus der EU austreten.

Die Demonstrationen sind weniger eine Versammlung von grundsätzlichen Impfgegnern, als ein Protest gegen Präsident Macron. Die wegweisenden Entscheidungen der Pandemiepolitik traf in Frankreich Macron weitestgehend allein.

Obwohl die französische Impfquote über der deutschen liegt, hat das Robert-Koch-Institut Teile Frankreichs zu Hochrisikogebieten erklärt. Entlang der Mittelmeer- und Atlantikküste waren den August über in den Feriengebieten die Inzidenzwerte deutlich über 200 gestiegen, teils, wie zum Beispiel in Cannes, über 1000. In den vergangenen sieben Tagen hat sich die Zahl der Infizierten jedoch stabilisiert, was sich auch an der Auslastung der Krankenhäuser ablesen lässt: Die steigt aktuell weder an der Côte d'Azur noch in der Region um die Hauptstadt Paris an.

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