Künstliche Intelligenz:Frankreich kündigt 109 Milliarden Euro KI-Investitionen an

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Möchte sein Land als Vorreiter im KI-Bereich präsentieren: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (Foto: TERESA SUAREZ/AFP)

In Paris beginnt heute ein großer Gipfel zu künstlicher Intelligenz. Frankreichs Präsident will sein Land als Vorreiter präsentieren.

In Paris startet an diesem Montag ein zweitägiger internationaler Aktionsgipfel zur künstlichen Intelligenz (KI), zu dem zahlreiche Staats- und Regierungschefs, Branchenvertreter und Experten erwartet werden. Auf dem Gipfel soll es um Einsatzmöglichkeiten von KI etwa im Bereich Gesundheit, Bildung und Arbeit gehen, auch aber um die Regulierung und den verantwortbaren Einsatz der Technik.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron möchte sein Land auf dem Gipfel als einen Vorreiter im KI-Bereich präsentieren – und hat Investitionen des Privatsektors in Höhe von 109 Milliarden Euro angekündigt. Die Finanzierung umfasse Pläne der kanadischen Investmentfirma Brookfield im Volumen von 20 Milliarden Euro, teilte Macrons Büro am Sonntagabend mit. Zudem könnten Finanzierungen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in den kommenden Jahren 50 Milliarden Euro erreichen.

Das Treffen mit rund 1500 Teilnehmern aus etwa 100 Ländern folgt auf zwei internationale KI-Gipfel 2023 in Großbritannien und im vergangenen Jahr in Südkorea. Zu den Teilnehmern gehören unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, US-Vizepräsident J. D. Vance und Indiens Premierminister Narendra Modi, der Ko-Präsident des Gipfels ist. Aus der Tech-Branche sollen unter anderem die Chefs und Vertreter mehrerer großer US-Unternehmen nach Paris kommen: Brad Smith für Microsoft, Sam Altman für Open AI, und für Google Sundar Pichai.

Aufruf zur Stärkung von KI in Europa

Angesichts der Konkurrenz aus den USA und China hatten deutsche und französische Start-ups vor einigen Tagen eine Stärkung der künstlichen Intelligenz in Europa gefordert. Der Kontinent müsse dringend handeln, um seine technologische Souveränität zu sichern, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des Start-up-Verbands France Digitale und des European Startup Network. „Europa darf nicht in Rückstand geraten“, hieß es auch vor dem Hintergrund der 500 Milliarden Dollar schweren Stargate-Investitionsoffensive der USA und dem Durchbruch des chinesischen KI-Start-ups Deep Seek.

Deep Seek
:Neue chinesische KI-App – Trump spricht von Weckruf für US-Unternehmen

Das Modell eines chinesischen Start-ups schafft mit viel geringerem Aufwand offenbar, wofür Chat-GPT und Co. gigantische Rechenzentren brauchen. Anleger werden nervös, bisher gehypte Tech-Aktien wie Nvidia stürzen an den Börsen ab.

Von Helmut Martin-Jung

Die Freiburger Denkfabrik Centrum für Europäische Politik (CEP) forderte eine klare Strategie für eine europäische KI. „Einerseits will Europa mit einer strengen KI-Regulierung globale Standards setzen, andererseits fürchtet man den technologischen Rückstand. Diese Doppelstrategie – gleichzeitig Schiedsrichter und Mitspieler sein zu wollen – droht beide Ziele zu verwässern“, sagte CEP-Digitalisierungsexperte Anselm Küsters.

Der Branchenverband Bitkom warnte vor dem Gipfel davor, sich in Deutschland und Europa zu sehr auf Regulierungsfragen zu konzentrieren. Das verunsichere Unternehmen und bremse Innovationen. In Paris würden die Chancen von KI für Wirtschaft und Gesellschaft, für Wachstum und Wohlstand in den Mittelpunkt gerückt. „Dieser Perspektivwechsel in Europa ist dringend notwendig, wir müssen den Pariser Gipfel nutzen und bei KI den Modus ändern: Mehr Innovation ermöglichen, das muss künftig unser Ansatz sein“, sagte Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung.

Die Nichtregierungsorganisation Algorithmwatch rief hingegen dazu auf, Entwicklung und Einsatz von KI mit den weltweiten Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen. Der Gipfel finde zu einer Zeit statt, in der die „Je größer, desto besser“-Mentalität bei den KI-Modellen völlig außer Kontrolle gerate. Die Entwicklung und der Einsatz von KI trage aber zum Anstieg des weltweiten Energiebedarfs und damit zur Klimakrise bei. Der Ausbau energiehungriger Rechenzentren sei ein Problem, das beim grassierenden KI-Hype untergeht, warnte Algorithmwatch.

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