Frankreich:Fillon setzt viel aufs Spiel

Der Kandidat trotzt Affären. Das kann schiefgehen.

Von Christian Wernicke

François Fillon gibt sich ungerührt. Der Präsidentschaftskandidat von Frankreichs Republikanern macht einfach weiter. Er tut so, als sei nichts gewesen. Nicht damals, als er als Abgeordneter seine Ehefrau auf so pekuniär einträgliche wie moralisch abträgliche Weise als Assistentin beschäftigte. Und nicht heute: Soeben entschied die Justiz, die Ermittlungen wegen des Verdachts der Veruntreuung öffentlicher Gelder und der Korruption fortzuführen. Es schert ihn nicht.

So oder so, Fillon fühlt sich berufen. Der Mann plant, als Präsident seinen Franzosen eine Rosskur zu verordnen. Er will 500 000 Stellen im Staatsapparat streichen, Sozialleistungen kürzen und die Arbeitszeit verlängern. Das mag nötig sein - aber wie kann dies ein Mann verlangen, der sich und seine Familie offenbar so geschickt wie gierig an den Fleischtöpfen der Republik nährte? Fillon baut darauf, dass man ihm juristisch vorerst nichts anhaben kann. Und er vertraut darauf, dass seine Freunde sich so kurzfristig auf keinen Ersatzmann einigen können.

Für den politischen Schaden ist Fillon blind. Als lauere da nicht die Rechtspopulistin Marine Le Pen, der solche Affären die Wähler zutreiben. Die FN-Chefin hat ebenfalls mit Skandalen zu kämpfen, aber an ihr, der Anti-System-Kandidatin, perlt alles ab. Fillon, der Mann des Establishments, setzt viel aufs Spiel. Vielleicht sogar die heilige Sache, die er sich so oft beschwört: Frankreichs Republik.

© SZ vom 27.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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