Tankstellen:Frankreichs Benzinproblem

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Eine Tankstelle in Nizza. (Foto: Eric Gaillard/Reuters)

Während sich Deutschland vor den Gaspreisen fürchtet, wird im Nachbarland das Benzin knapp. Die Schlangen vor den französischen Tankstellen haben aber nur indirekt mit der Energiekrise zu tun.

Von Kathrin Müller-Lancé, Paris

"Pénurie" ist das französische Wort für Knappheit, und man hörte es ziemlich oft in den vergangenen Wochen. Gasknappheit, Stromknappheit, seit Neuestem auch: Benzinknappheit. Während sich Deutschland gerade vor allem vor dem Anstieg der Gaspreise fürchtet, bilden sich in Frankreich immer längere Schlangen vor den Tankstellen. Und das ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass viele Autofahrer noch schnell von dem Tankrabatt von 30 Cent pro Liter profitieren wollen, der ab November auf zehn Cent sinken wird.

Nach Angaben des französischen Energieministeriums war am vergangenen Wochenende an etwa jeder dritten Tankstelle mindestens ein Kraftstoff knapp. In manchen Regionen des Landes war sogar mehr als die Hälfte der Tankstellen betroffen. Die Energiekrise hat damit nur indirekt zu tun. Hauptursache für die Benzinknappheit sind - klassisch französisch - Streiks in mehreren großen französischen Raffinerien und Kraftstofflagern. Seit Ende September haben viele Mitarbeiter dort ihre Arbeit niedergelegt und fordern höhere Löhne. Betroffen sind vor allem die Energiekonzerne Total Energies und Exxon Mobil.

"Die vergangenen Monate waren für die Ölindustrie besonders günstig und haben ihr Milliardengewinne eingebracht", heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft CGT. Anstatt den Aktionären unbegrenzte Gewinne auszuschütten, so die Gewerkschaft, solle das Geld den Beschäftigten der Branche zugute kommen, die unter der Inflation zu leiden haben. Die CGT fordert nachträgliche Verhandlungen und zehn Prozent mehr Lohn für das Jahr 2022.

Die französischen Medien sind inzwischen voll mit Bildern von Warteschlangen vor den Tankstellen. Pendler beschweren sich, dass sie nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit kommen. Die Taxifahrer fordern, dass sie beim Tanken Vorrang bekommen sollen.

"Es gibt kein allgemeines Versorgungsproblem", versichert der Verkehrsminister

Die Lage an den Zapfsäulen ist so angespannt, dass Präsident Emmanuel Macron sich sogar vom informellen EU-Gipfel in Prag aus zu Wort meldete - und zur Ruhe mahnte. Wer jetzt auf Vorrat tanke, verschlimmere das Problem nur. Die Regierung werde handeln, sagte Macron am Freitag. "Es gibt kein allgemeines Versorgungsproblem", versicherte der französische Verkehrsminister Clément Beaune am Wochenende. Die Regierung hat nun entschieden, bisher verschlossene Kraftstoffreserven anzuzapfen. Ausnahmsweise dürfen Tanklaster auch am Wochenende fahren, um die Zapfsäulen aufzufüllen. "Die Situation wird sich im Laufe der Woche entspannen", versprach Premierministerin Élisabeth Borne.

Der Energiekonzern Total Energies, dessen Raffinerie in der Normandie am stärksten von dem Streik betroffen ist, hat inzwischen mit einem ersten Angebot reagiert: Man sei bereit, die eigentlich für November vorgesehenen jährlichen Verhandlungen schon im Oktober abzuhalten - vorausgesetzt, der Streik werde beendet. Einen konkreten Termin nannte der Konzern nicht. Die Gewerkschaften hingegen wollen ihren Streik erst beenden, wenn ein Termin feststeht und die Verhandlungen begonnen haben. Am Montag verkündete die CGT, dass die Beschäftigten auch am Dienstag weiter streiken wollen.

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