Pariser Mobilität:Paris für Fortgeschrittene

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Der Eiffelturm im 7. Arrondissement ist von den Planungen nicht betroffen. (Foto: Nancy Wangue Moussissa/AFP)

Frankreichs Hauptstadt verbannt den Durchgangsverkehr aus dem historischen Zentrum. Wie das genau umgesetzt werden soll, ist aber selbst kurz vor dem Start offen.

Von Oliver Meiler, Paris

Das Zentrum von Paris wird noch etwas schöner, das wenigstens ist das Ziel. Leiser, sicherer, wahrscheinlich sogar wohlriechender. Die Stadtverwaltung und die Präfektur haben nach langer Debatte beschlossen, den Durchgangsverkehr aus vier Arrondissements zu verbannen, nämlich aus dem 1. bis zum 4., und dort eine sogenannte „Zone à trafic limité“ einzurichten, kurz ZTL, also eine Zone mit eingeschränktem Verkehr. Fünf Quadratkilometer insgesamt, von der Place de la Concorde im Westen bis zur Place de la Bastille im Osten, und von der Place de la République im Norden bis zum rechten Ufer der Seine im Süden. „Hypercentre“, sagen die Pariser, das geografische Herz der Stadt.

Die Tafeln sind schon montiert, aber noch verhüllt, am Montag geht es los. Wobei: Zunächst gibt es eine sogenannte „pädagogische Phase“ von sechs Monaten, damit sich die Pariser und, vor allem, die Menschen aus der Banlieue an den Gedanken gewöhnen können, dass sie den Stadtkern in Zukunft nicht mehr einfach durchqueren dürfen. Ein Bußgeld von 135 Euro ist vorgesehen, wenn die Kulanzzeit dann mal vorbei ist.

Viele Details sind noch unklar

Anne Hidalgo, die sozialistische Bürgermeisterin, im Amt seit zehn Jahren, führt damit ihren Kampf gegen den Individualverkehr und das Auto im Besonderen fort: Er ist ihre wichtigste Mission. Sehr löblich natürlich, aber nicht von allen gleichermaßen goutiert.

Hidalgo hat aus Paris, das mal eine klassische Autostadt war, eine Stadt für Radfahrer und Fußgänger gemacht. Sie reduzierte dafür auf vielen Straßen die Spuren für die Autos, hob die Parkgebühren an und stellte die Ampeln so ein, dass zumindest gefühlt das Rotlicht für Autofahrer viel länger dauert als für Fußgänger. Den Autofahrern soll das Autofahren verleidet werden. Die ZTL ist ein weiterer Schritt dahin.

Ausgenommen vom Verbot sind die Bewohner der vier Bezirke, etwa hunderttausend, außerdem Lieferwagen, Taxis, Busse. Aber auch die Menschen, die dort arbeiten, ins Restaurant gehen, ins Kino, ins Theater, in die Läden. Wie sich die dann mal ausweisen können, ist nicht so klar. Reicht der Polizei eine Buchung in einem Bistro, ein online gekauftes Kinoticket, der Kassenzettel einer Boutique? Was ist, wenn man gerne etwas gekauft hätte, aber nichts fand? Und was ist mit denen von draußen, die ihre Freunde im „Hypercentre“ besuchen wollen? Alles noch offen, ziemlich konfus. Ein neuer Beschluss soll bald regeln, wie die Autofahrer kontrolliert werden.

In Rom etwa, wo es eine solche ZTL schon lange gibt, hängen an allen Zugangspunkten Radargeräte – Kameras also, die die Nummernschilder der Autos prüfen. Die Knöllchen kommen dann automatisch nach Hause, das ist pädagogisch sehr wirksam. In Frankreich aber sind solche Kameras verboten. Da fragt man sich, wie erfolgreich die Maßnahme tatsächlich sein wird. Und selbst wenn sie Erfolg hätte: Würde sich die Transitlawine nicht einfach durch die Arrondissements rund um das Herz der Stadt wälzen, vom 5. bis zum 12., und sich stauen? Es wäre dort dann eher noch lauter, noch dreckiger und sicher nicht schöner.

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