Frankreich:Böser Vorbote

Die Probleme bei Renault stehen für die Schwäche der Wirtschaft des Landes.

Von Leo Klimm

Renault gehört zum Inventar der französischen Wirtschaft wie Bordeaux-Wein und Louis-Vuitton-Taschen. Jetzt muss der traditionsreiche Autohersteller gerettet werden - mit einer Staatsbürgschaft und einem Sparplan, der 15 000 Stellen kostet. Das hat Symbolkraft, nicht nur weil es um eine sehr französische Firma geht. Renaults Existenzkampf ist lediglich ein Vorbote dessen, was Frankreich insgesamt erwartet: Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone, Deutschlands entscheidenden Partner, trifft der Corona-Schock mit brutaler Härte.

Vordergründig geht es bei Renault um die Bereinigung von Fehlern des skandalumwitterten Ex-Chefs Carlos Ghosn, um Sonderprobleme. Tatsächlich werden jetzt jedoch Schwächen überdeutlich, die Renault stellvertretend für einen wichtigen Teil der französischen Wirtschaft offenbart: Die gebeutelte Industrie des Landes produziert mit zu hohen Kosten Mittelklasseprodukte. Es mangelt ihr an Effizienz. Und an Robustheit und Reserven, um eine schwere Krise durchzustehen.

Wie anderswo rollt auch in Frankreich die Pleitewelle erst an. Sie könnte dort besonders verheerend wirken: Das Land dürfte 2020 acht Prozent seiner Wirtschaftsleistung einbüßen - dies ist das optimistische Szenario. Die Zahl der Arbeitslosen hat diese Woche schon einen Rekord erreicht. Für Präsident Emmanuel Macron ist diese Krise tragisch: Er hatte mit Erfolg begonnen, die strukturellen Schwächen Frankreichs zu beheben. Und wird nun durch ein Virus um den Lohn seiner Reformarbeit gebracht.

© SZ vom 30.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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