Frankreich:Böser Schein

Der Präsidentschaftskandidat Fillon hat seine Ehefrau auf Staatskosten beschäftigt. Das schadet seinem Ruf als Saubermann.

Von Stefan Ulrich

Es gibt schlimmere Fälle von Nepotismus: Papst Alexander VI. etwa machte seinen unehelichen Sohn Cesare zum Kardinal und ließ seine uneheliche Tochter Lucrezia immer wieder die Regierungsgeschäfte führen. Dagegen wirkt es wie eine Petitesse, dass der konservative französische Präsidentschaftskandidat François Fillon seine Ehefrau Penelope jahrelang auf Staatskosten als parlamentarische Mitarbeiterin beschäftigte - wobei der Verdacht im Raum steht, Madame habe für viel Geld sehr wenig oder gar nichts gearbeitet.

Nun ist es französischen Abgeordneten erlaubt, mit dem Geld der Steuerzahler Verwandte als Assistenten einzustellen. Dies ist schlimm genug, trägt es doch zu dem Eindruck vieler Bürger bei, die "Politikerkaste" in Paris bereichere sich hemmungslos. Und nicht alles, was erlaubt ist, ist auch geboten. Ein Politiker wie Fillon, der sich als nüchterner, bescheidener Saubermann inszenierte, hätte darauf achten und auch bedenken sollen: Schon der böse Anschein von Mauschelei schadet dem Ruf der Politik.

Schlimmer wäre es noch, wenn der Vorwurf der Enthüllungszeitung Le Can ard Enchaîné zutreffen sollte, Penelope Fillon sei zum Schein angestellt gewesen, um Geld ohne Gegenleistung zu kassieren. Das wäre Korruption. Sollte sich dies bestätigen, wäre Fillon als Kandidat nur noch eine Belastung. Die Konservativen sollten sich dann einen anderen suchen.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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