Frankreich:Angst vor Kontrollverlust

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Frankreich ist bereit, inhaftierte Islamisten zurückzuholen.

Von Nadia Pantel

130 in Syrien lebende Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat könnten nach Frankreich geholt werden, um dort vor Gericht gestellt zu werden. Diese Nachricht schockierte bereits Ende Januar die Franzosen. Allein bei dem islamistischen Anschlag in Paris am 13. November 2015 waren 130 Menschen von Terroristen getötet worden, die sich auf den IS beriefen. Bislang galten französische Staatsbürger, die für den IS in Syrien oder im Irak kämpfen als Staatsfeinde, die dort verurteilt werden sollen, wo sie ihre Verbrechen begehen. Der drohende Abzug der amerikanischen Truppen aus Syrien hat diese Haltung nun verändert.

"Das Hauptrisiko liegt in der Dispersion", sagt Außenminister Jean-Yves Le Drian. Sprich: Französische Gefangene, die sich in Syrien dem IS angeschlossen hatten, könnten wieder auf freien Fuß kommen und unbemerkt nach Frankreich einreisen, um dort Anschläge zu verüben. In Paris befürchtet man, dass die kurdischen Truppen, die Dschihadisten gefangen halten, die Kontrolle über die Inhaftierten verlieren, wenn die Amerikaner abziehen.

Mutmaßlichen Terroristen solle dann lieber in Frankreich der Prozess gemacht werden. Schwierig ist dabei der Umgang mit der anschließenden Haftstrafe: Frankreichs Gefängnisse haben sich in der Vergangenheit als Rekrutierungsstätten für islamistische Terroristen erwiesen. So hatte sich etwa der Attentäter, der nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Januar 2015 einen jüdischen Supermarkt überfallen hatte, während der Haft radikalisiert. Eine Gefahr, die bekannt ist, für die jedoch noch keine Lösung gefunden wurde.

Kopfzerbrechen bereiten den Behörden außerdem die Kinder der IS-Kämpfer. Laut Schätzungen leben 460 Kinder französischer Eltern in Syrien. Die Kinder wurden von klein auf mit der Ideologie der Islamisten indoktriniert und wurden in vielen Fällen im Kampfgebiet geboren. Sie sollen in Frankreich in Pflegefamilien untergebracht werden.

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