Frankreich:Ärger für Macrons Vertrauten

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Präsident Macron mit dem Bodyguard, der nun in Schwierigkeiten steckt. (Foto: Christophe Ena/AP)

Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Mitarbeiter aus dem Sicherheitsteam des Staatspräsidenten.

Von Nadia Pantel, Paris

Die Pariser Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag Ermittlungen gegen einen Sonderbeauftragten des französischen Präsidenten eröffnet. Alexandre Benalla gehört zum Sicherheitsteam von Emmanuel Macron. Benalla hat am 1. Mai diesen Jahres zwei Teilnehmer einer Demonstration, eine Frau und einen Mann, brutal angegriffen. Auf einem Video wurde festgehalten, wie er in Zivilkleidung, aber mit einem Helm ausgerüstet, auf die Demonstranten losgeht. Unter anderem schlägt er einen am Boden liegenden, weder bewaffneten noch vermummten Mann auf den Kopf. Das Video zirkuliert seit dem 1. Mai im Internet. Am Mittwochabend identifizierte eine Journalistin von Le Monde den Macron-Mitarbeiter Benalla als den Schläger.

Am Donnerstagvormittag nahm der Élysée Palast Stellung zu dem Vorfall. Der Sprecher des Präsidenten, Bruno Roger Petit, teilte mit, dass dem Präsidenten Benallas Vorgehen seit dem 2. Mai bekannt war. Benalla sei 15 Tage vom Dienst suspendiert worden. Er habe nach dieser Strafe zwar seinen Posten und sein Büro im Élysée behalten können, er sei aber nicht mehr damit beauftragt, die Reisen des Präsident zu sichern. Die Strafe, die Benalla erhalten habe, sei "die schwerste, die ein Sonderbeauftragter des Élysée jemals erhalten" habe.

Der Sprecher erklärte zudem, dass Benalla darum gebeten hatte, bei einem Polizeieinsatz zum 1. Mai als Beobachter dabei zu sein. Diese Befugnis habe Benalla "entschieden überschritten". Einige Stunden nach dieser ersten Pressekonferenz äußerte sich auch Frankreichs Innenminister Gérard Collomb zu dem Fall. Er beauftragte die Polizeiinspektion damit aufzuklären, was genau am 1. Mai vorgefallen sei. Auf dem Video des Angriffs ist zu sehen, wie Benalla Demonstranten festhält, abführt und schlägt - und wie die Polizisten ihn gewähren lassen. Demonstranten sagten Le Monde, dass sie Benalla für einen Polizisten in Zivil gehalten haben, da er aufgetreten sei, als handele er als Teil der Einsatzkräfte.

Der Fernsehsender BFMTV berichtete, dass Benalla trotz seines bekannten Fehlverhaltens am 1. Mai weiter mit wichtigen Aufgaben betraut worden sei. So sei er am Montag mit verantwortlich gewesen für die Absicherung des Auftritts der französischen Fußballnationalmannschaft. Als das Team mit einem Bus durch Paris fuhr, um sich als Weltmeister feiern zu lassen, sei Benalla an Bord des Busses gewesen. Das Élysée bestätigte die Recherchen von BFMTV.

Benalla arbeitet seit 2011 als Sicherheitsfachmann für Politiker, zunächst für die Sozialisten. 2012 arbeitete er für den damaligen Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg. Le Monde zitiert den Politiker, dass er Benalla 2012 entlassen habe, weil dieser im Dienst einen Verkehrsunfall verursacht habe und dann Fahrerflucht begehen wollte. 2016 begann Benalla für die Präsidentschaftskampagne von Macron zu arbeiten.

Macron verweigerte am Donnerstag jeden Kommentar zu dem Vorfall. Macron besucht aktuell Périgeux in der Dordogne, um dort eine neue Briefmarke vorzustellen. Bei einem Gang durch die Straßen schüttelte er Anwohnern die Hände und ignorierte die Journalisten, die von ihm wissen wollten, warum Benallas Vorgehen nicht den Ermittlungsbehörden gemeldet worden sei.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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