Frankfurts ehemalige OB Petra Roth im Gespräch:"Die CDU soll sich an der Politik von Frau Merkel orientieren"

Das heißt?

Ich kann nur sagen, dass die CDU sich an der Politik von Frau Merkel orientieren sollte. Damit habe ich auch gute Erfahrungen in Frankfurt gemacht.

Gibt es in den Ländern keine Persönlichkeiten, die moderne Themen verkörpern? Oder werden sie ausgebremst?

Nein, das hat damit nichts zu tun. Nur müssen sich solche Persönlichkeiten auch durchsetzen. Es ist ja nicht so, dass ich immer bejubelt wurde. Ich bin in der CDU deswegen unangefochten gewesen, weil ich Wahlen gewonnen habe, weil ich dadurch auch Mandate für Parteifreunde gewonnen habe. Das gibt viel Freiheit. Die Roth konnte sagen, was sie wollte. Man hat zwar getuschelt, wenn ich mich für Ausländer, Integration, Drogenpolitik, Ganztagsschulen oder Frauenemanzipation eingesetzt habe. Aber das sind alles Themen, die eine moderne Großstadtpartei auf dem Sender haben muss. Wenn eine Frau oder ein Mann das inhaltlich füllt mit Glaubwürdigkeit, dann werden sie auch gewählt. Dann wird daraus eben CDU-Politik. So herum wird ein Schuh draus.

Schaffen die Grünen das besser?

Die heutige Gesellschaft ist eine andere als vor 25 Jahren. Sie möchte einen modernen, aufgeschlossenen, pragmatischen, aber auch nachdenklichen Politikstil. Sie macht sich Gedanken um Nachhaltigkeit, Schöpfung, Werden, Existenz. Und genau das finden sie heute bei den Grünen stärker als bei uns. Die Diskussion darüber vermisse ich seit den achtziger Jahren in der CDU. Wir haben immer mehr das Funktionieren der Marktwirtschaft in den Mittelpunkt gerückt, das andere haben wir liegen gelassen. Je älter ich werde, umso nachdenklicher werde ich und suche nach des Pudels Kern, um es mit Goethe zu sagen. Ich stelle fest, dass es mehr als wichtig ist, die Natur und die Ressourcen zu schützen. Es gibt in der CDU Menschen, die auch so denken. Die müssen aber den Mut haben, zu kandidieren. Dann wird es auch in der Großstadt wieder klappen.

Die Frage ist doch, warum sie es bisher nicht tun.

Wenn ich das wüsste. Die Kanzlerin fragt mich das auch, das genau ist unsere Frage.

Ein unabhängiger Werbefachmann scheint jedenfalls nicht der Stein der Weisen zu sein.

Sehen Sie, diese Erkenntnis ist doch jetzt auch mal ganz gut.

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