Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Das Straßenstück ist nur knapp einen Kilometer lang, doch es sorgt für viel Streit: Der Mainkai in Frankfurt, der vor einem Jahr testweise für den Autoverkehr gesperrt wurde. Der Verkehrsversuch endet demnächst mit dem August, obwohl zahlreiche Initiativen sich für eine Verlängerung einsetzen. Die in der Mainmetropole regierende Koalition aus CDU, SPD und Grünen hat sich bislang nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können. Seit Ende Juli 2019 ist die Strecke am nördlichen Ufer zwischen Untermainkai und Alter Brücke Flaneuren und Radfahrern vorbehalten.
Die Frankfurter SPD, die sich auch grundlegend für eine autofreie Innenstadt ausgesprochen hat, will den Verkehrsversuch fortsetzen. Hintergrund ist auch, dass eine begleitende Verkehrszählung wegen der Corona-Pandemie keinen Aussagewert hat. Doch die mitregierende CDU ist strikt dagegen. „Wir werden den Versuch ab dem 31. August nicht fortführen“, sagt deren Verkehrsexperte Martin Daum. Seine Partei sei für eine autoarme, aber nicht autofreie Innenstadt. Am Mainkai könnte mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden und trotzdem Autos fahren.
Daum sagt, die Sperrung habe für eine Verlagerung des Verkehrs nach Sachsenhausen südlich des Mains gesorgt. Eine Bürgerinitiative dort sieht das ebenso und setzt sich deshalb für die baldige Freigabe des Mainkais ein. Die Strecke gilt als wichtige Ost-West-Verbindung, rund 20 000 Autofahrer nutzten sie vor der Sperrung täglich.
Initiativen und Vereine, die sich für einen umwelt- und klimafreundlichen Verkehr einsetzen, hoffen dennoch weiter auf eine andere Lösung. Vergangenes Wochenende haben sie eine symbolische Besetzung des Mainkais organisiert, weitere Aktionen sind für die kommenden Tage geplant. Einer aus der SPD heraus gestartete Online-Petition haben sich mehr als 10 000 Menschen angeschlossen. Hier ist von einer „Jahrhundertchance“ für mehr Lebensqualität am Mainufer die Rede.
„Es geht nicht nur ums Mainufer, sondern, um ein nachhaltiges Gesamtkonzept der Stadt, das bisher fehlt“, sagt der Sprecher der Initiative „Mainkai für alle“, Andreas Bürger. SPD und Grüne, die sich für eine Verlängerung der Sperrung ausgesprochen hätten, müssten nun auch entsprechend abstimmen - notfalls gegen ihren Koalitionspartner CDU.
An anderer Stelle hat die Stadt dem Autoverkehr bereits Flächen abgezwackt, um Radwege zu bauen, auch an den großen Ein- und Ausfahrtsstraßen. Jüngst wurden in der zum Römerberg führenden Braubachstraße Parkplätze in Platz für Außengastronomie sowie Abstellflächen für Fahrräder umgewandelt.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in anderen Städten. Darmstadt plant derzeit testweise Radwege auf Fahrspuren, die bisher Autos vorbehalten werden, sogenannte Pop-up-Radwege. An fünf Stellen in der Stadt soll so der Verkehr neu geordnet werden. Solche Radwege waren auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie bereits unter anderem in Berlin und München eingerichtet worden.