François Fillon:Frankreichs Saubermann droht der Absturz

François Fillon: Fillon will gegen die "Verleumdungen" kämpfen. Doch mit täglich neuen Anschuldigungen wird das immer schwieriger.

Fillon will gegen die "Verleumdungen" kämpfen. Doch mit täglich neuen Anschuldigungen wird das immer schwieriger.

(Foto: AFP)
  • Penelope Fillon soll in einem Interview von 2007 gesagt haben, dass sie nie Assistentin ihres Mannes, Präsidentschaftskandidat François Fillon, war.
  • Das könnte seine Kampagne zum Einsturz bringen: Sie hat Zahlungen aus Steuermitteln erhalten, die er mit ihrer Assistenz-Tätigkeit rechtfertigt.

Von Leila Al-Serori

"Ich war nie die Assistentin meines Mannes." Es sind nur ein paar Worte aus einem zehn Jahre alten Interview. Und doch könnten sie so viel Sprengkraft haben, dass die ganze Kampagne eines Präsidentschaftskandidaten in sich zusammenbricht. Die Worte stammen von Penelope Fillon, der Frau des Kandidaten der französischen Republikaner. Geäußert haben soll sie diese in einem Interview mit dem britischen Telegraph. Der Sender France 2 strahlt bisher unveröffentlichte Videosequenzen daraus an diesem Donnerstagabend aus.

Ihre Worte wären wohl auch nicht weiter beachtet worden, wenn François Fillon nicht vehement behaupten würde, seine Frau jahrelang als parlamentarische Assistentin beschäftigt zu haben. Er will damit rechtfertigen, dass sie von 1998 bis 2002 insgesamt 830 000 Euro erhalten hat - aus Steuermitteln. Die mögliche Scheinbeschäftigung bringt den Präsidentschaftskandidaten seit Tagen in Erklärungsnot. Fillon, der als erzkonservativer Saubermann, als durch und durch korrekter Politiker in den Wahlkampf ging, hat einen gewaltigen Imageschaden erlitten.

Parteikollege Fenech: "Wir sind dabei unterzugehen"

Noch vor wenigen Wochen war er der klare Favorit für die Wahl im Frühjahr 2017. Er war der Kandidat, der die Rechtspopulistin Marine Le Pen am Ende besiegen sollte. Nun wenden sich sogar Politiker aus seiner eigenen Partei öffentlich gegen ihn. "Wir können nicht mit einem Kandidaten weitermachen, der sich in extremen Schwierigkeiten befindet", sagt der konservative Abgeordnete Georges Fenech im französischen Fernsehen. Der Vertraute von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hat Medienberichten zufolge bereits eine parteiinterne Petition gegen Fillon gestartet. "Wir sind ein bisschen wie das Orchester der Titanic: Wir sind dabei unterzugehen."

Doch wer soll Fillon ersetzen? Logische Kandidaten wären seine parteiinternen Kontrahenten aus den Vorwahlen im November: Sarkozy und der frühere Premier Alain Juppé. Letzterer hat bereits abgewinkt: "Ich werde nie Plan B sein." Bleibt Sarkozy. Dieser hat sich bisher nicht geäußert. Überhaupt ist es seit seiner deutlichen Niederlage in der ersten Runde der Vorwahlen sehr ruhig um ihn geworden. Insidern zufolge soll er die Lage aber genau beobachten - und womöglich bald als Heilsbringer zurückkehren.

Bei einem Kandidatenwechsel hätten die Konservativen deutlich schwächere Chancen. Profitieren würden wohl Front-National-Chefin Le Pen und der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron.

Fillon selbst will von Rückzug noch nichts wissen. Erst im Falle einer Anklage würde er seine Kandidatur aufgeben. Bis dahin will er gegen die "Verleumdungen" kämpfen. Doch das wird immer schwieriger. Die nationale Finanzstaatsanwaltschaft ermittelt bereits gegen ihn wegen des Vorwurfs der Veruntreuung öffentlicher Mittel. Sie befragte das Ehepaar und sicherte in der Nationalversammlung Dokumente. Penelope Fillon soll weder eine Zugangskarte zur Nationalversammlung noch ein eigenes E-Mail-Konto im Parlament gehabt haben. Inzwischen sind sogar die Kinder des Paares wegen ähnlicher Vorwürfe im Visier der Ermittler.

Das zehn Jahre alte Video wäre nun der nächste Stolperstein für Fillon in dieser Affäre. Aber womöglich einer, der ihn tatsächlich zu Fall bringt.

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