Der Konflikt zwischen der rechten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und ihrem früheren Vorsitzenden Heinz-Christian Strache eskaliert weiter. Ein endgültiger Bruch zwischen Strache und der FPÖ wird immer wahrscheinlicher. Wegen einer bislang ungeklärten Spesenaffäre ist die Parteimitgliedschaft des langjährigen Obmannes bislang formell nur ausgesetzt.
Doch der Wortwahl des neuen Vorsitzenden Norbert Hofer zufolge scheint die Parteiführung emotional schon weiter zu sein: "Die Angelegenheit kommt mir vor wie eine Scheidung, bei der einer zum anderen zurückwill und sich deshalb immer wieder meldet", sagte Hofer der Kronen Zeitung. "Für mich ist die Sache aber abgeschlossen."
Zuvor hatte Strache bei Facebook den Parteiausschluss seiner Ehefrau Philippa kritisiert. Philippa Strache war bei der Nationalratswahl Ende September auf einer FPÖ-Liste in das österreichische Bundesparlament gewählt worden. Nachdem sie ihr Mandat angenommen und zugleich eine Diffamierungskampagne gegen sich und ihren Mann beklagt hatte, reagierte die FPÖ-Spitze mit dem Entzug der Mitgliedschaft.
Heinz-Christian Strache warf der Parteiführung anschließend vor, ein "Problem mit starken Frauen" wie seiner Partnerin zu haben. Außerdem wandte er sich direkt an das aktuelle freiheitliche Spitzenduo Hofer und Herbert Kickl. Strache warf ihnen vor, die FPÖ zu destabilisieren und damit "zu Steigbügelhaltern einer grünen Regierungsbeteiligung" geworden zu sein. Gleichzeitig hob er hervor, dass die FPÖ "meine politische Familie" sei.
Philippa Strache räumt "blöden Fehler" ein
Anders als ihr Mann reagierte Philippa Strache auf ihren Parteiausschluss gelassen. Der Rauswurf sei ihr "wurscht", sagte sie dem Boulevard-Medium Österreich. Eine mögliche Klage gegen die FPÖ wegen Rufschädigung schloss sie nicht aus.
Strache hatte bei der konstituierenden Sitzung des Nationalrates das Plenum noch vor der Wahl des Parlamentspräsidiums verlassen, was große Kritik hervorrief. Philippa Strache nannte ihr Fernbleiben in der Boulevardzeitung Heute einen "blöden Fehler von mir", sie habe ihren Platz verlassen, um Formalitäten zu erledigen.
Die FPÖ hatte bei der Parlamentswahl am 29. September fast zehn Prozentpunkte verloren und lediglich 16,2 Prozent erreicht. Wahlsieger wurde die ÖVP mit ihrem Spitzenkandidaten Sebastian Kurz, der gerade Gespräche für eine Regierungsbildung führt.
Hauptursachen für das Abschneiden der Rechtspopulisten dürften die Spesenaffäre Straches sowie das Ibiza-Video im Mai gewesen sein, durch das die Offenheit des damaligen FPÖ-Chefs für dubiose Deals dokumentiert wurde. Im Zuge der Ibiza-Affäre war Strache als Vizekanzler und Parteichef zurückgetreten, danach zerbrach die Koalition aus FPÖ und konservativer Volkspartei (ÖVP) von Sebastian Kurz.
Bislang wurde darüber spekuliert, dass Strache mit einer eigenen Partei bei der Wien-Wahl 2020 antreten könnte. Allerdings könnte der 50-Jährige auch als Consultant in die politische Arena zurückkehren. Wie das Wiener Nachrichtenmagazin Profil berichtete, ist Heinz-Christian Strache seit dem 24. September Inhaber einer Gewerbeberechtigung als "Public-Relations-Berater".
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