FPÖ-Spitzenkandidat für Europawahl:Mölzer zieht Kandidatur nach Nazi-Vergleich zurück

Andreas Mölzer

Andreas Mölzer im Jahr 2009: Bei der Europawahl 2014 wird der Politiker nicht mehr für die FPÖ kandidieren.

(Foto: dpa)

Rassistische Formulierungen in einer von ihm mitherausgegebenen Zeitung und ein verharmlosender Vergleich mit der NS-Diktatur: Sein jüngstes Gebaren hat für Andreas Mölzer, FPÖ-Spitzenkandidat für die Europawahl, Folgen.

Ein Vergleich zwischen der EU und der Nazi-Diktatur ist dem Spitzenkandidaten der rechten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Andreas Mölzer, zum Verhängnis geworden: Mölzer gab bekannt, seine Kandidatur für die Europawahl aufzugeben.

Wie das SZ-Magazin berichtete, hatte Mölzer bei einer Buchpräsentation im Februar gesagt, die EU sei eine Diktatur, dagegen sei "das Dritte Reich wahrscheinlich formlos und liberal" gewesen. Dies habe sich auf die "Überreglementierung" durch Verbote und Vorschriften bezogen und nicht auf den menschenverachtenden Charakter des Nazi-Regimes, sagte der Politiker anschließend.

Überdies stellte Mölzer bei der Veranstaltung die Frage, ob die EU ein "Negerkonglomerat" sei. Zuletzt war Mölzer wegen eines Artikels in die Kritik geraten, in dem der österreichische Fußballer David Alaba rassistisch beleidigt wird. In dem Text der Wochenzeitung Zur Zeit, von der Mölzer Mit-Herausgeber ist, wird Alaba als "pechrabenschwarz" und das "typische Wiener Produkt unserer wunderbaren multikulturellen Zuwanderungsgesellschaft" beschrieben und gefragt, "wofür die autochthonen Österreicher und die eingeborenen Wiener überhaupt noch gut sind".

Mölzer wird verdächtigt, den Text unter Pseudonym geschrieben zu haben, was er vehement bestreitet. Die Redaktion bezeichnetet den Artikel als "satirisch", doch selbst FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache distanzierte sich nach der Affäre von seinem Spitzenkandidaten. Nach dem Nazi-Vergleich hatte Strache zunächst erklärt, nach einer Entschuldigung Mölzers sei die Angelegenheit für ihn "gegessen und erledigt"- für diesen Montag hatte er aber ein Krisengespräch mit seinem Mann für Europa angekündigt. Gestern Abend zog Mölzer offenbar die Konsequenzen.

Die FPÖ will die kommende Wahl zu einer "Denkzettel"-Wahl für die rot-schwarze Regierung in Wien machen. Verschiedene Umfragen sehen die FPÖ mit etwa 25 Prozent auf Platz eins vor SPÖ und ÖVP. Sie könnte aus der Europawahl als große Wahlgewinnerin hervorgehen, wenn sie alle Protest-Wähler auch weit jenseits des fremdenfeindlichen Lagers gewinnt.

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