Pete Souza, Cheffotograf des Weißen Hauses, hat Barack Obama in den vergangenen Jahren auf Schritt und Tritt begleitet. Seine Aufnahmen zeigen den mächtigsten Mann der Welt auf Reisen, im Kreise seiner Familie und bei wichtigen Entscheidungen. Bilder eines nachdenklichen, emotionalen und privaten Präsidenten. Obama blickt auf den Grand Canyon im Bundesstaat Arizona (16. August 2009): Amerika ist nicht nur eines der mächtigsten, sondern auch eines der größten Länder der Welt. Für Obama bedeutet das: Ist er im Land unterwegs, lässt sein anstrengender Reiseplan nur selten Zeit für etwas Heimattourismus.
Eine weitere Wüste, Tausende Kilometer entfernt: Obama besucht auf einer Auslandsreise am 4. Juni 2009 die Pyramiden von Gizeh in der Nähe der ägyptischen Hauptstadt Kairo.
In Paris sitzt er nur drei Tage später entspannt auf den Stufen vor dem Wohnsitz des amerikanischen Botschafters, kurz bevor er wieder nach Washington zurückkehrt.
Ein wenig ernster ist sein Gesichtsausdruck, als er am 7. April 2009 in Istanbul vor dem Betreten der Blauen Moschee seine Schuhe auszieht. Im Wahlkampf vor seiner ersten Präsidentschaft hatten politische Gegner und konservative Medien versucht, ihn als heimlich praktizierenden Muslim darzustellen - unter anderem wegen seines zweiten Vornamen Hussein.
Die perfekte Fotogelegenheit für einen Politiker: Bei seinem Besuch in der amerikanischen Botschaft von Prag (4. April 2009) reicht es einem Baby nicht, sich den mächtigsten Mann der Welt aus der Nähe anzusehen. Obama bekommt obendrein einen ordentlichen Kniff in die Backe.
Zwei Charismatiker, vertieft in ihr Gespräch: Hollywood-Schauspieler George Clooney und Obama sprechen am 14. Oktober 2010 im Garten des Weißen Hauses über die Lage im nordafrikanischen Land Sudan. Im Wahlkampf 2012 lud Clooney zu einem Abendessen mit dem Präsidenten in seine Villa in Los Angeles - Kostenpunkt: bis zu 40.000 Dollar.
Der Präsident als Quarterback? Wie viele andere Staatsmänner stellt Obama gerne seine Sportlichkeit zur Schau. Nach einem Arbeitsessen mit Nato-Vertretern in seiner Heimatstadt Chicago (20. Mai 2012) übt er seine Fertigkeiten als Passgeber im American Football. Die bevorzugte Sportart des Präsidenten ist allerdings Basketball - obwohl er in diesem Sport mit 1,85 Metern Körpergröße nicht zu den Riesen zählt.
Doch auch für Sportarten europäischen Ursprungs kann Obama sich begeistern. In Camp David verfolgt er zusammen mit dem britischen Premierminister David Cameron (li. neben Obama) und Kanzlerin Angela Merkel (re.) das Elfmeterschießen im Champions-League-Finale 2012 zwischen Bayern München und dem FC Chelsea. Im Laurel-Cabin-Konferenzraum dreht sich der G-8-Gipfel für einige Minuten nicht um Politik.
Obama im Kreis seiner Familie: Das Frauen-Finale der Fußball-WM 2011 verfolgte Obama mit seinen Töchtern Sasha und Malia und seiner Frau Michelle in der Dienstwohnung im Weißen Haus. Doch die prominenten Zuschauer brachten dem Team der USA kein Glück. Es verlor das Endspiel in Frankfurt am Main im Elfmeterschießen gegen Japan.
Ob Schießen Sport ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Obama aber hat offensichtlich zumindest Spaß daran, auf Tontauben zu schießen, wie dieses Foto zeigt, das am 4. August 2012 in Camp David aufgenommen wurde.
Zweisamkeit jenseits der Scheinwerfer: Am Tag der Amtseinführung (20. Januar 2009) lassen sich Michelle und Barack Obama auf der Rückbank eines Golfwagens zum Eröffnungsball in Washington fahren.
Der Alltag hat weniger Glamour parat: Hier spricht Obama per Konferenzschaltung mit außenpolitischen Beratern über die Situation im Nahen Osten und in Nordafrika. Links neben ihm sitzt Brian McKeon, Stabschef des Nationalen Sicherheitsrats der Vereinigten Staaten.
Im Februar 2012 fotografiert Souza den US-Präsidenten, wie er an Bord des Marine One auf einen Tablet-Computer blickt. Ob Obama ein Memo liest oder ob der Sportfan die Website espn.com studiert, ist nicht zu erkennen.
Auch in der Dienst-Limousine muss der US-Präsident immer wieder zum Hörer greifen. Hier telefoniert er am 11. März 2012 mit dem Präsidenten Afghanistans, Hamid Karsai, um ihm sein Mitgefühl auszudrücken. Dem Telefonat vorausgegangen waren tödliche Schüsse eines amerikanischen Soldaten auf afghanische Zivilisten.
Ein weiterer Teil des Jobs: Nach dem Amoklauf in einem Kino in Aurora/Colorado am 20. Juli 2012 besucht Obama Überlebende im Krankenhaus.
Nach dem Hurrikan Sandy üben sich Demokraten und Republikaner mitten im Wahlkampf im parteiübergreifenden Krisenmanagement: Obama und der republikanische Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, begutachten am 2. November 2012 aus der Luft die Schäden, die der Sturm angerichtet hat. Das Foto zeigt, wie wichtig es für die Fotografen des Weißen Hauses ist, den Präsidenten in Szene zu setzen: Die Zusammenarbeit der beiden wurde als Symbol dafür gesehen, dass Obama auch mit Konservativen zusammenarbeiten kann.
Treffen mit dem besiegten Kontrahenten: Der alte und neue Präsident Barack Obama unterhält sich am 29. November 2012 mit seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney im Oval Office.
Als das Time-Magzine ihm am 20. Dezember 2012 zum zweiten Mal den Titel "Person of the Year" verleiht, nennt es Obama den "Architekten des neuen Amerika". Der US-Präsident ist aber auch kleinen Modernisierungen gegenüber nicht abgeneigt. In seiner ersten Amtszeit lässt er eine Maschine ein Gesetz unterzeichnen - laut eines Berichts des Fernsehsenders NBC vom 27. Mai 2011 ein Novum in der Geschichte der USA. Im Bild ist eine Original-Unterschrift Obamas zu sehen.
Zwischen den beiden "Person-of-the-Year"-Titeln wird Obama nach knapp einjähriger Amtszeit am 10. November 2009 in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen. Es ist die frühe Krönung seiner Präsidentschaft, ein Ausdruck der Hoffnung, den große Teile der Welt in das erste schwarze US-Staatsoberhaupt setzen. Doch einige Hoffnungen, die vor allem Euopäer hegten, erfüllen sich in der ersten Amtszeit nicht. Dazu zählen beispielsweise die Schließung des Gefangenenlagers Guantanamo oder ein schärferes Waffenrecht.
Wie einsam macht die Macht? US-Präsidenten treffen Entscheidungen, deren Folgen sie in vielen Fällen überhaupt nicht überblicken können. Nun setzt sich Barack Obama vier weitere Jahre diesem Druck aus. Statt eines nachdenklichen Präsidenten wird die Öffentlichkeit einen Mann voller Tatendrang erleben. Wie es in ihm aussieht und welche Zweifel Obama in sich trägt, bleibt jedoch ein gut gehütetes Geheimnis.