Süddeutsche Zeitung

Fotoreportage:Spaniens verlorene Jugend

Mehr als fünfzig Prozent Jugendarbeitslosigkeit, riesige Staatsschulden, wachsende soziale Ungleichheit: Die wirtschaftliche Lage in Spanien treibt junge Menschen ins Ausland - und auf die Barrikaden. Der Fotograf Mansour Aalam zeigt, wie sich Spaniens junge Generation gegen die Krise wehrt.

Bilder des Niedergangs aus einem Land, das noch vor wenigen Jahren als aufstrebend galt: Junge Menschen aus ganz Europa kamen zum Studieren nach Madrid oder Barcelona, die Wachstumsrate lag höher als in vielen anderen Ländern der EU. Noch 2008 hoffte man, der Boom der spanischen Baubranche würde auf die Gesamtwirtschaft überspringen. Doch dann kam die Krise. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg rasant an. EU-Länder wie Deutschland, die trotz Krise relativ gut dastehen, wurden zu begehrten Zielen junger Spanier, die in ihrer Heimat keine Stelle mehr fanden. Aber nicht alle verlassen das Land. Fotograf Mansour Aalam zeigt in seiner Bildstrecke "Toma la Calle" ("Die Straße in Besitz nehmen"), wie sich junge Menschen in Spanien gegen die Krise wehren. Im Bild: Die Polizei schließt das Kulturzentrum Casablanca im Stadtteil Lavapies. Das Zentrum wurde in einem besetztem Haus eingerichtet. Zwei Jahre lang war Casablanca Treffpunkt für Gruppen, die sich politisch, sozial, kulturell oder künstlerisch engagieren wollten.

Im Kulturzentrum Patio Maravillas, Madrid, stellen Aktivisten in einem Workshop kreative Protestbanner für die bevorstehenden Demonstrationen her. Seit fast 600 Tagen gehen die Aktivisten des Movimiento 15-M regelmäßig auf die Straße.

Neben anderen sozialen Medien spielt auch Twitter eine wichtige Rolle bei der Koordinierung von Aktionen und dem Austausch von Informationen. Das Smartphone ist für viele Aktivisten zentrales Werkzeug der Protest-Organisation.

Aktivisten der Plattform Stop Desahucios (Stoppt Zwangsräumungen) haben durch Proteste gegen die Bank Bankia (früher Caja Madrid) erreicht, dass eine Mutter und ihre beiden Kinder von einer kurz bevorstehenden Zwangsräumung verschont werden. Seit Beginn der Krise wurden etwa 400.000 Wohnungen geräumt - die Regierung überlegt nun, bei sozial schwachen Bewohnern diese Aktionen auszusetzen.

Die Aktivisten von Stop Desahucios beim Proteste vor der Bank Bankia. Das Geldinstitut steht im Zentrum der spanischen Bankenkrise.

Ein Orchester spielt ein Benefizkonzert für bessere öffentliche Schulbildung in Madrids größtem Park Retiro.

Eine Aktivistin der Plataforma Auditoria Ciudadana de la Deuda verteilt Informationsmaterial. Die Plattform setzt sich für eine öffentliche Untersuchung der spanischen Staatsverschuldung nach irischem Vorbild ein.

Bürger diskutieren während einer Asamblea aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Asambleas sind grundsätzlich öffentliche Versammlungen. Jeder kann sich einbringen, Entscheidungen werden einvernehmlich getroffen.

Eine Performancekünstlerin packt nach einer Demonstration ihr Kostüm zusammen Weil es keine Anzeichen für einen politischen Wandel oder wirtschaftlichen Aufschwung gibt, wird sie nächste Woche wiederkommen.

Auch Kinder nehmen an den Protesten teil. Mit Töpfen und Pfannen seinem Unmut Luft zu machen, ist ein essenzieller Bestandteil der friedlichen Protestkultur in Spanien.

Eine Aktivistin inspiziert eine Graffiti-Schablone. Politische Wandbotschaften sind in der ganzen Stadt weit verbreitet.

Polizisten bewachen das Kasino von Madrid, Treffpunkt der wohlhabenden Oberschicht. Vor dem Kasino protestieren Demonstranten gegen soziale Ungleichheit.

Diese Gast des Kasinos von Madrid ist über die Demonstration vor dem schicken Treffpunkt erkennbar "not amused". Die Krise hat sozialen Spannungen extrem verstärkt.

Die andere Seite: Junge Spanier sind am schwersten von der wirtschaftlich angespannten Situation im Land betroffen.

Drastisches Mittel: Demonstranten ziehen ihre Kleider aus, um gegen soziale Kürzungen und Bankenrettungen zu protestieren.

Studenten demonstrieren auf dem Puerta del Sol, dem zentralen Platz in Madrid. Mit einer Jugendarbeitslosigkeit von fünfzig Prozent sind die Zukunftsaussichten für die Jungen schlechter denn je.

Ungewisse Zukunft: Riesige Staatsschulden, schlecht bezahlte Jobs und Arbeitslosigkeit - junge Spanier wissen nicht, was sie in den kommenden Jahren erwartet..

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