Forderung aus Afghanistan:Pakistan will ehemaligen Vizechef der Taliban freilassen

Die pakistanische Regierung hat die Freilassung des früheren Taliban-Anführers Abdul Ghani Baradar in Aussicht gestellt. Afghanistan verspricht sich von der Haftentlassung Impulse für einen Frieden mit den radikalen Islamisten. Experten bezweifeln das.

Die pakistanische Regierung will den früheren Vizechef der afghanischen Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, aus der Haft entlassen. Die afghanische Regierung hatte von Pakistan seine Freilassung gefordert. Über den Schritt sei "im Prinzip" entschieden, sagte Regierungsberater Sartaj Aziz. Pakistan plant damit nach eigenen Angaben, einen Friedensprozess im Nachbarland zu unterstützen. Der Zeitpunkt der Freilassung stehte noch nicht genau fest. Baradar werde "vermutlich" noch im September freigelassen, solle aber nicht an Afghanistan überstellt werden.

Bis zu seiner Festnahme Anfang 2010 in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi war Baradar der Stellvertreter von Taliban-Chef Mullah Mohammad Omar. Nach Schätzungen von Interpol war Baradar bei seiner Festnahme im Jahr 2010 ungefähr 42 Jahre alt. Wie Mullah Omar stammt er aus der südafghanischen Provinz Urusgan.

Die afghanische Regierung verspricht sich von Baradars Freilassung Impulse für einen Friedensprozess mit den Taliban. Der untergetauchte Taliban-Chef wird ebenfalls in Pakistan vermutet. Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte die pakistanische Regierung bei einem Besuch in Islamabad im vergangenen Monat gedrängt, Verhandlungen der Taliban mit seiner Regierung zu unterstützen.

Karsais Regierung fordert die Freilassung aller afghanischen Taliban-Kämpfer aus pakistanischer Haft. Pakistan hatte erst am Wochenende sieben afghanische Taliban freigelassen.

Experten bezweifeln jedoch, ob die Freilassungen tatsächlich dazu beitragen können, einen Friedensprozess in Gang zu bringen. Karsai bemüht sich seit Jahren um Friedensgespräche mit den Aufständischen, die direkte Verhandlungen mit seiner Regierung bislang ablehnen. Die Taliban begründen das damit, dass sie Karsai für einen Handlanger der USA halten.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/dayk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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